Hey, willkommen bei einem Beitrag mit einem wunderbar einladenden Titel! Wer will nicht gern sowas lesen, egal zu welcher Tageszeit? Eben, das dachte ich mir auch, deshalb der Titel. Fangen wir an?
Dir war also zum Kotzen, oder wie?
Ja. Vor fünf Tagen, Mittwoch, in der Nacht, habe ich schlagartig Durchfall bekommen und war dann bis in die frühen Morgenstunden damit beschäftigt darauf zu warten, endlich auch kotzen zu können. Dass das ausständig war, konnte ich überdeutlich spüren, nur der Vorgang an sich war nicht in Gang zu bringen.
Mit Kotzen habe ich mir nie leicht getan. Es war immer ein ewiger Kampf, das zu schaffen, selbst wenn es nötig war. Aber als es endlich geschafft war, hurra, welch Erleichterung, nachdem die Quälerei, alles was noch im Magen war, aus mir rauszuwürgen, endlich geschafft war. Kotzen macht überhaupt keinen Spaß.
Aber wie wir wissen, es gibt Vomit-Porn und damit auch Leute, denen es Spaß macht, sich zu übergeben – auf andere Personen. Und wenn schon keinen Spaß, dann können sie zumindest mit beneidenswerter Leichtigkeit vomieren. Ist das Kotzen in dieser Form ein Talent? Während meines Kampfes fand ich jedenfalls, dass es eines ist.
Es geht jetzt aber nicht die ganze Zeit um Kotzen, oder?
Entweder war irgendwas mit dem Essen nicht in Ordnung, dass ich in den Tagen davor hatte, oder mich hat im Zug ein komisches, blödes Virus angefallen, aber zumindest der Teil mit Scheißen und dem Kotzen war Donnerstag in der Früh erledigt.
Der Tag selbst hat mir dafür die horrendsten Kopfschmerzen beschert, die ich in den letzten 14 Jahren gehabt hatte – und das will bei manchen Migräne Attacken was heißen. Vor 14 Jahren hatte ich eine Thomapyrin-Entzug, und der war der pure Albtraum an Kopfschmerzen gewesen.
Wow, was für ein Themenwechsel
Man hat Kopfschmerzen, nimmt ein Mittel, das hilft. Weil es hilft, nimmt man es immer wieder und irgendwann entsteht, ohne dass man es bemerkt, eine Sucht danach und wie in diesem Fall üblich, reagiert der Körper mit Entzugserscheinungen, wenn es nicht genügend Nachschub gibt – also mit Schmerzen. Teufelskreis. Echt zum Kotzen.
Ich bin jedenfalls eines heißen Sommertages im Krankenhaus gelandet – ich dachte mit einem Kreislaufzusammenbruch (du bist im Flur und findest dich plötzlich im Badezimmer am Boden wieder – wtf?). Dabei war mein Magen voller gestocktem Blut, das ich den zahllosen blutenden Magengeschwüren zu verdanken hatte, die vom Thomayrin verursacht worden waren. Schon ein Aspirin oder Thoma kann dir sowas zufügen, wurde mir in der Klinik erklärt.
Also ein Entzug. Von an manchen Tage sechs oder mehr Tabletten runter auf Null. Boah, das ist eine Art von Kopfschmerzen, die will man nicht haben. Und es gibt keinerlei Erleicherung, kein Kotzen, nichts, was hilft. Will man echt nicht haben.
Seit dem Tag darf ich keine Schmerzmittel mehr nehmen, die Acetylsalicysäure (ASS) enthalten. Also alles, was für mich wirkt, wie ich nach vergeblichen Versuchen mit Ibuprofen und Konsorten feststellen musste. Seitdem reite ich Kopfschmerzattacken aus.
Sie sind in den letzten Jahren etwas weniger geworden, vielleicht des Alters wegen, aber nicht weniger intensiv. Und die Attacke nach dem Kotzen war richtig schlimm. Und die begleitenden Schmerzen der Gelenke des ganzen Körpers – auch sehr fein. Nicht liegen können, nicht sitzen können, eine komplett schlaflose Nacht mit allen fünf Minuten Positonswechsel … hach, das wünscht man sich doch.
Fünf Tage, nachdem der Mist gestartet war, also heute, geht es wieder so halbwegs. Etwas weich in den Knien und noch von Schwitzanfällen geplagt, aber immerhin kann ich wieder vorsichtig essen und ein bisschen spazierengehen. War kurz und heftig, und hat mir meine Pläne und Vorhaben für diese Tage gründlich zerstört.
Da war doch noch was, nicht wahr?
Ja, damals im Krankenhaus wurde im Zuge der Untersuchung festgestellt, dass ich einen Zwerchfellriss habe. Soweit normal, haben die meisten Menschen, ohne es je zu bemerken, es spielt keine Rolle. Nur hatte ich da in mehrfacher Hinsicht die Arschkarte gezogen, weil mein Magen die Idee hatte, sich durch den Riss aufwärts zu schieben.
Damit war er sehr nahe der Speiseröhre gelandet. Und dank all der lustigen Dinge, die darin geschahen und dank der fehlenden Nerven im betreffenden Areal, wurde die Speiseröhre jahrelang durch Magensäure verätzt, bis ich zum Zeitpunkt der Entdeckung die letzte Vorstufe vor Speiseröhrenkrebs hatte.
Zu wenige Nerven, um Schmerzen zu melden. Auch eine interessante Sache, wenn man das hört. Zugleich denkst du dir, Mensch, muss so eine Scheiße echt sein? Ist doch zum Kotzen.
Für die Ärzte war es kaum packbar, dass ich nicht schon lange horrende Schmerzen litt. Letzten Endes fand der seinerzeit führende Spezialist für diese Art Scheiße den Fall so interessant, dass er die notwendigen Eingriffe vornahm und die Speiseröhre in Ordnung brachte.
Wie hat es einer der nachbehandelnden Ärzte sehr schön formuliert? Da sind Sie aber dem Tod gerade noch von der Schaufel gesprungen – klingt überaus charmant, wenn wienerisch ausgesprochen. Wien und der Tod – hier ist schließlich auch der hässliche Schlaganfall in der putzigen Verniedlichungsform Schlagerl unterwegs.
Jetzt reicht es aber damit, okay?
Sowieso ist es genug. Es ist ohnehin schon eine sehr oberflächliche Zusammenfassung, die kein Mensch ausführlicher braucht. Und das ginge deutlich ausführlicher.
Warum habe ich das überhaupt geschrieben? Einerseits, weil ich nach den fünf Tagen wieder testen wollte, wie es um meine Kondition und Konzentrationsfähigkeit steht. Ergebnis: na ja, könnte besser sein.
Andererseits auch, weil durch die rasenden Kopfschmerzen mein viele Jahre altes Thema wieder aufgetaucht ist und mich an diesen Dreck erinnert hat. Dinge, die zum Kotzen sind. Und weil man mit rezeptfreien Medikamenten einfach aufpassen muss. Nehmen, wenn nötig – na klar.
Aber einfach aufpassen. Manche Nebenwirkungen können unerwartet sein.
Sorry für all die Tippfehler, die ich nicht finde, mit meiner Kraft und Konzentration ist es jetzt vorbei für heute. Jetzt steht ein kleiner Spaziergang an, danach muss ich wohl unter die Dusche, weil ich wie ein Wasserbüffel geschwitzt habe, dann poste ich online den Link zu diesem Artikel und liege bis morgen früh platt auf der Couch.
(Dieser Stern-Artikel – leider ohne Datum – listet ein paar eher allgemeine, trotzdem interessante Punkte zum Thema Schmerzmittel-Missbrauch auf.)
Danke fürs Lesen und noch einen schönen Tag
John
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Beitrag veröffentlicht am 15.07.2024 auf JohnAysa.net …
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