Thema heute: Superhelden. Einfach aus Gründen.
Aha. Dann leg mal los.
Ich bin relativ spät in The Boys eingestiegen und habe jetzt in den letzten paar Wochen alle vier Staffeln durch. Ich hätte zwischendurch beinahe zweimal aufgegeben.
Die Serie ist überhaupt nicht so, wie ich dachte, dass sie sein werde. Ich hatte sie witziger erwartet, auch brutaler, obwohl sie zwischendurch in dieser Hinsicht echt abliefert.
Aber sie ist zugleich ziemlich inkonsistent. Mal ist eine Episode sturzlangweilig, dann fetzt es richtig gut, zwischendurch sind haufenweise Episoden, wo … irgendetwas fehlt. Stets großartig hingegen ist das zynische, schiefe Grinsen von Karl Urban.
The Boys fesselt nicht richtig. Die Serie hat was von einer intellektuellen Fingerübung, die durchaus ihre herausragenden Momente hat, aber so richtig ins emotionale Zentrum trifft sie nicht.
Die Anspielungen an Marvel, an Star Wars, das oft grotesk-komische Namedropping, alles ist da, um die Serie über den Durchschnitt zu erheben. Aber zu mir springt der Funke von den Superhelden eeinfach nicht über.
Und du kannst bessere Superhelden schreiben?
Habe ich niemals behauptet und würde ich auch nicht behaupten. Aber die Grundidee von den Superhelden als Arschlöcher, nutzlose Versager, gefährliche Irre, kommerzielle Ware, die ist schon gut.
Ich glaube, was mich teilweise stört, ist eine gewisse Unentschlossenheit. Die Serie schwankt meiner Meinung nach zwischen einer gewissen Ernsthaftigkeit und ungebremster Schmierenkomödie.
Da scheint man sich so ganz nicht entscheiden zu können. Das schwächt bis zu einem gewissen Grad die Schmierenkomödie – die Übertreibungen wirken deshalb weniger stark und eher unangenehm doof.
Ein wenig schade finde ich auch, dass in dem Overkill an Supes, die dort vorkommen, so klar Kanonenfutter sind, obwohl sie teilweise echt interessantere Charaktere sein könnten als The Deep oder A-Train.
Black Noir zum Beispiel war auch bis zu seinem Tod ein hervorragender Charakter, weil er nie gesprochen hat. Danach … nicht einmal mehr einen Bruchteil so interessant. Aber nun, Superhelden sind eben Geschmackssache.
Die Party bei Tek Knight im Keller (Staffel 4, Episode 6) war in seiner Absurdität und angedeuteten Obszönität das Level an Wahnsinn, von dem die Serie mehr gebraucht hätte. Meiner Meinung nach.
Na, dann schreib doch sowas, du Großmaul
Tatsächlich überlege ich mir, ob sich eine Geschichte um Superhelden nicht noch degenerierter, brutaler, ordinärer und absurder gestalten lässt. Die Grundvoraussetzungen sind theoretisch ideal.
Man braucht nur überlegen, was Macht bei Menschen auslösen und verursachen kann. Die Geschichte ist voll von einst mächtigen Personen, die darüber auf ihre individuelle Weise völlig irre geworden sind.
Ich denke, für einen Superhelden gibt es letzten Endes keine Grenze außer der eigenen Vorstellungskraft und diese ist, gepaart mit dem Wissen der eigenen Macht, genauso grenzenlos abartig.
Es ist ein prickelnder Gedanke, sich eine Gruppe degenerierter und perverser Superhelden auszudenken und diese dann von der Leine zu lassen. Sehr, verführerisch. Ob sich sowas auch verkauft, ist eine andere Frage.
Ich habe mir auch ein paar Notizen zu Superhelden, die vieles, aber nicht das sind, gemacht. Ob daraus was entstehen kann, wird sich zeigen. Ich bin auch nicht sicher, ob die Zeit dafür nicht schon abgelaufen ist.
Interessiert sich denn noch jemand für Superhelden? Meinem Gefühl nach ist das Interesse schwindend, aber wie man an The Boys sieht, gibt es bemerkenswerte Ausnahmen. Diese müssen nicht einmal so gut sein.
Sie müssen bloß deutlich anders sein, vielleicht sogar auf eine Weise, die es noch nicht gegeben hat. Tempo, Witz, vermeintliche Schockomomente, das findet offenbar immer noch Anklang.
Grundlegend könnte man Superhelden eigentlich der Science-Fiction zuordnen, obwohl sie wohl auch im Horror-Setting funktioniern würden. Aber etwas anders von der Erscheinung her.
Deshalb natürlich auch die Frage, ob ein obszöner, parodistischer Roman über Superhelden unter John Aysa erscheinen würde. Und dann sind da noch diese vielen, vielen Projekte, von denen es schon deutlich mehr Text und Ideen gibt.
Superhelden sind ein seltsames Thema. Mal sehen, ob und wenn ja, daraus was wird bei mir. Sag niemals nie.
Vielen Dank für’s Lesen
John
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Beitrag veröffentlicht am 23.08.2024 auf JohnAysa.net …
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