Die Autorenwebsite und die Social-Media-Auftritte
Ich erwähne es “gelegentlich” und gern. Der Dreh- und Angelpunkt im virtuellen Dasein ist die Website. Das ist online der einzige Ort, an dem du richtig du sein kannst. Alle andere Plätze, all das Social-Media-Gedöns, sind Untermiete mit Ablaufdatum, das du nicht näher kennst. Du musst die an Hausregeln halten, eventuell Selbstzensur üben, und bist darauf angewiesen, dass irgendein dir unbekannter Algorithmus deine Beiträge auch an deine Leser ausliefert. Tut er es nicht, gibt es keine Maßnahme, die du ergreifen kannst, um das zu ändern. Das ist überaus wenig optimal. Schlicht, ein Scheiß.
Das sind ziemlich viele Abhängigkeiten. Dabei ist es einfach – auch wenn man in Wahrheit längere Zeit braucht, es zu kapieren (so wie ich auch lange gebraucht habe): Die Zentrale ist die eigene Website. Da steht alles, was du willst, im selbst gewählten Umfang und Wortlaut, bebildert, wie du es möchtest und niemand, niemand kann dir deinen Text aus dem Web kicken. Alles andere sind Filialen und die dienen dazu, die Leser dort abzuholen und auf deine Site zu leiten.
Es gibt viele und günstige Möglichkeiten, die eigene Website ohne viel Aufwand und Arbeit hinzustellen. WordPress selbst hostet ganze Website, die man für lauwarm mieten kann, ohne sich um die technischen Aspekte kümmern zu müssen. Wenn man mit den Beschränkungen leben kann, sehr gut. Es gibt billige Baukastenangebote, die eine ganz passable Website ergeben. Technik ist kein Hindernis.
Die wahre Herausforderung ist die inhaltliche Pflege. Welche Inhalte in welchem Rhythmus, wie ausführlich oder nicht die Selbstdarstellung, was darüber hinaus findet Anklang, was nicht. Eine Menge Dinge, die es zu durchdenken gilt. Das der Fokus auf dem Autor und seinen Werk liegt, ist klar. Er muss und sollte es nicht unbedingt ausschließlich sein. Dafür wären die Filialen geeignet. Ein Posting zum Thema, wie viel Einfluss die Musik auf euer letztes Buch hatte, einen Link zur Website. Dort dann zum Beispiel eine Playlist, vielleicht das eine oder andere Musikvideo dazu, und der ausführliche Text, der im Social-Posting nur angerissen wurde.
Klar ziehen nicht alle Leser mit und verlassen den Ort, an dem sie sich gerade befinden (Instagram, Facebook, Mewe, Tiktok, Tumblr, usw …), um deinen Beitrag zu lesen. Ja scheiß drauf. Aber ein paar schon. Und wenn du das eine Weile durchziehst, werden immer wieder neue Besucher den Weg zu dir finden. Eine gepflegte, aktuelle Website mit einem schönen Angebot an Beiträgen und Informationen, übersichtlich gestaltet, das wird mit der Zeit Leute zu dir bringen. Und bessere Plätze auf Google. Was wieder mehr Leute bringen kann.
Was genau für dich richtig ist und, gaaaaanz wichtig, auch Spaß macht, das findest du selbst heraus, indem du es tust und dir anschaust, in welchem Zeitraum wie viele Besucher was genau konsumieren. Danach kannst du dich richten. Und ein paar Dinge lassen, wenn sie zwar nur wenig Anklang finden, aber für dich persönlich von Bedeutung sind. Es ist deine Website.
Hilfreich sind auch ordentliche Meta-Texte, wenn du längere Texte hast, sind Überschriften (H1, H2, H3) und vielleicht auch ein Inhaltsverzeichnis etwas, das die Suchmaschinen sehr schätzen. Ein klein wenig mit Optimierung beschäftigen kann keinesfalls schaden, im Gegenteil. Aber auch das ist etwas, das unter Umständen eine Weile braucht, bis du dahinterkommst, was das alles bedeutet, wert sein kann, und wie du solche Dinge auch angehst.
Im Zentrum deine Werke auf deiner Website
Nichts davon ist bei den Filialen nötig, dort brauchst du nur Bild und Text hinballern und gut ist es. Ob das einen Nutzen hat und das tut, was es tun soll – nämlich deine Bücher zu verkaufen – ist eine andere Sache, eine, auf die du mehr Einfluss mit der eigenen Website hast.
Du hast im Zentrum all dessen eine Seite mit deinen Werken, zu denen es alle Informationen gibt, die es braucht, und dazu natürlich die Links zu den Verkaufsstellen. Diese Werkschau ist es, wohin der beträchtliche Teil der Links, die du auf den Plattformen setzt, gehen muss. Auf deine Website, auf deine Werke. Das Zentrum deines Schaffens.
Aus irgendeinem Grund scheint es vor allem im deutschsprachigen Raum so, als wäre es immer noch verpönt, für sich und das eigenen Werk ordentlich Werbung zu machen. Vielleicht ein kulturelles Phänomen, vielleicht das Erbe von Vorurteilen. Warum auch immer, winken und rufen und sich in den Mittelpunkt zu rücken, scheint manches Mal immer noch scheel betrachtet zu werden. Wobei … warum? Warum darf ein Unternehmen für sich Werbung machen, ohne dass uns das stört – aber über Autoren, die runtergebrochen auch ein Unternehmen sind, wird die Nase gerümpft? Macht irgendwie keinen Sinn, nicht wahr?
Sei auf deiner Website so einzigartig, wie du bist.
Es geht erstens um deine Werke, zweitens deine Werke, drittens um dich
Was mich in der Hinsicht angeht, ich habe jetzt seit einigen Wochen in meinen Filialen, weder auf Facebook oder Instagram oder Twitter oder sonst irgendwo irgendwas gepostet. Warum? Weil ich an einem Plan tüftle: Wie oft, welche Inhalte, wo, in welcher Gestaltungsform. Und was die Zentrale angeht, die erfährt eine sanfte Umgestaltung. Eine Seite hier und da mehr, dort etwas weniger. Meta-Texte im Hintergrund, Kontrolle der vorhandenen Artikel auf Aktualität, interne Verlinkung und ja – eine optisch konsistente Erscheinung. Alles darauf ausgerichtet, Besucher für dich und in Folge deine Werke zu interessieren.
Sei deine eigene Marke, dein Brand.
Schafft man das alles? Ja. Nicht sofort und mit viel Irrtum und Versuch. Außer man hat neben dem Schreiben auch noch ein mediales Talent. Gibt es, ich habe es zum Beispiel nicht und muss mich mit all diesen Dingen plagen, ewig lesen, überlegen, ausprobieren, verwerfen, nochmal nachlesen, wieder probieren … und dann mache ich eine Weile, stelle fest, was ich dabei falsch mache, korrigiere … ein mühsamer und zeitraubender Prozess. Aber auf der anderen Seite toll, man lernt sehr viel und wird schrittweise besser darin.
Das einheitliche Erscheinungsbild der eigenen Website und der Ableger auf den diversen Plattformen ist auch etwas, das bedacht gehört. Und auch hier grüble ich intensiv, bin auf Irrwege gegangen.
Gruß, John
Der Beitrag [SCHREIBWERKSTATT]: Autor – Zentrale und Filiale erschien am 27.11.2020 auf JohnAysa.net …
Sorry, ich schon wieder.
Ich weiß, dass du mich damit gemeint hast, John. Eine Mail hätte auch gereicht;-) Um es gleich mal klarzustellen: Alle deine weisen Worte sind wahr! Wie könnten sie es auch nicht sein;-) Und ich stimme dir zu einhundertundzwölfeinhalb Prozent zu. Das Einzige was mich davon abhält – wie DIE Lucifer vom Weihwasserbecken – ist mein zwanghafter Hang zur Chaotik. In meinem Hirn geht es schauderhafter zu, wie auf der achtspurigen Stadtautobahn von LA und mein Talent Dinge zu organisieren ähneln denen unseres Kanzlers, etwas Sinnvolles gegen die Pandemie rauszurotzen. Aber, im Gegensatz zu unserem Kanzler, arbeite ich dran;-) Ist bei mir vermutlich nur ein Gendefekt und keine angeborene Klugscheißerei.
Liebe Grüße
Kris, Chaotin [oder hieße es in meinem Fall Chaotess;-)] aus Leidenschaft (klingt wie der Untertitel eines Frauenromans – lol)
Kris, du Chaotess!
Und Zynikerin obendrein :-). Selbstverständlich habe ich nur dich gemeint! Das ist doch keiner Erwähnung wert. Und solltest nur deine Mail ordentlich lesen … ;-P.
Und wenn die Chaotik bei dir nur ein Gendeffekt ist, dann schau, dass du Kanzlerin wirst. Lernfähig bist du ja nach eigener Aussage, also dann mal ran!
Liebe Grüße
John
(Oh, und den Roman “Chaotin aus Leidenschaft” erwarte ich nächsten Sommer in einer schicken Ausgabe vorzufinden, bruha!)