Wohnungswechsel, genau. Das ist der Hauptgrund, weshalb ich entgegen meiner Pläne einige Beiträge zu posten verabsäumt habe. 14 Tage sind seit dem letzten Beitrag vergangen. Nun ja. Der Wohnungswechsel läuft noch, relativ entspannt, muss ich sagen. Denn das Kuriosum hier ist, die Wohnung befindet sich im selben Haus, in der selben Etage, nur am entgegengesetzten Ende des Flurs. Und eine sehr entgegenkommende Hausverwaltung hat diesen Wechsel, der relativ spontan und kurzfristig ins Rollen gekommen ist, ziemlich einfach gemacht. Allerdings befindet sich in dem Beitrag auch ein kleiner Rant. Mal sehen, ob ihn jemand entdeckt und nachvollziehen kann.
Die Notwendigkeit des Wahnsinns
Notwendig ist er durch den Bedarf eines zusätzlichen Zimmers geworden. Die bisherige Residenz, eine wirklich hübsche Altbauwohnung, hatte bloß 2 Zimmer. Ideal für zwei Erwachsene. Allerdings gibt es auf meiner Seite auch noch zwei nicht erwachsene Kinder. In dem Fall sind die zwei Räume allein etwas wenig optimal, weil für niemanden wirklich Intimsphäre und Ungestörtheit möglich ist. Das bisherige Schlafzimmer konnte nur über das Wohnzimmer erreicht werden und damit waren die Erwachsenen auf die Couch verbannt. Die ist zwar die beste Couch mit Schlafmöglichkeit, auf der ich jemals meinen Arsch platziert hatte, aber es ist – eine Couch. Und der Wechsel zurück ins Bett hat mir jedes Mal im besten Fall einen steifen Nacken beschert, im unglücklichsten Fall eine daraus resultierende Migräneattacke.
Die Sanierungsarbeiten in dem Haus haben mich auf die Fährte der neuen Wohnung gebracht und wir hatten die Möglichkeit, sie noch während dem Umbau zu begutachten – zwei alte Substandardwohnungen und ein Teil des Flurs wurden zusammengelegt und zu einer vollständig sanierten Wohnung mit einem etwas herausfordernden Grundriss (Wohnzimmer mit 5 Ecken, Vorraum mit einer schrägen Wand und einer flachen Nische darun, u.a.) und einem zugegeben kleinen, aber dritten Zimmer. Perfekt. Und was dazu kommt, die Wohnung ist preislich vernünftig gelegen, was zwar etwas mehr ist, als vorgesehen und vernünftig ist, und durch die Kosten für Gas (Warmwasser und Heizung) in theoretisch unleistbare Regionen getrieben wird.
Lasset den Wahnsinn beginnen
Lustig war es, eine vernünftige Umzugsfirma zu finden, die den schweren und sperrigen Teil der Einrichtung – Waschmaschine, Couch, Bett, Küchentisch, Couchtisch, den gottverdammten Pax-Schrank, sowie mehrere Dutzend Kisten mit Büchern – in die neue Wohnung schaffte. Einige Preisauskünfte, die ich eingeholt habe, waren teurer als der Umzug von Graz nach Wien! Und das über 10m Hausflur. Völliger Irrsinn. Ich habe dann eine Firma gefunden, die zu einem bezahlbaren und vernünftigen Preis getan hat, und das in knapp 1 Stunde. Aber das ging nur, weil der Rest in Eigenregie abgelaufen ist.
Eigenregie heißt, alles andere – 9 Billy-Regale doppelreihig mit Büchern, Bildbänden und Comics selber zu siedeln. Dazu die Regale. Und die Schreibtische, Kleinmöbel, Teppiche, schlicht den gesamten verbliebenen Hausrat. Das wollten wir gemeinsam machen. Die Helfer, die damals beim Umzug nach Graz mitgewerkt hatten, waren nicht bereit, nochmal derartige Mengen Bücher zu schleppen und haben schon damals verkündet, nicht wieder helfen zu wollen.
Vor allem der Wahnsinn mit den Büchern ist anstrengend, alles andere dagegen einfach. Zu zweit locker machbar. Und dann ist uns Boo dazwischengekommen. Boo, die 14jähre norwegische Waldkatze von Jamie. Boo sollte mit nach Wien kommen, um ihre letzten Monate hier in aller Ruhe und Entspanntheit zu verbringen – 15 Jahre ist die Lebenserwartung der norwegischen Waldkatze im Schnitt, die älteste jemals wurde 17. Leider war Boo die letzten Wochen mehrmals beim Tierarzt und ist nicht transportfähig, sondern im Gegenteil, sie strebt dem Ende ihres Weges entgegen. Damit musste Jamie bei ihr in Berlin bleiben und der ganze, verdammte Scheiß ist nun meine alleinige Arbeit.
Wahnsinnige Erkenntnisse
Ich muss zugeben, allein die verbliebenen Bücher zu siedeln ist eine Herausforderung. Dabei hat die Umzugsfirma schon Tonnen in Kisten geschleppt – und der ganze Wahnsinn von Kartons, der im Keller gestapelt steht, der bleibt dort, weil das Kellerabteil dasselbe bleibt. Wird einfach nur eine andere Türnummer draufgeschrieben und aus. Man lernt tatsächlich, seine Bücher zu hassen. Kaum vorstellbar, aber es ist so. Mich schaudert bei dem Gedanken, ich hätte das Spiel 5 Wohnungen zurückliegend machen müssen. Damals nannte ich noch rund 15.000 Bücher mein Eigentum. Jetzt habe ich in der Wohnung rund nur mehr 3000, nochmal so viele im Keller. Die in der Wohnung müssen weniger werden und das, was im Keller lagert, gehört auch weg.
Ist ja nicht so, als müsste man die Scheiße einfach rübertragen. Erst aus dem Regal in eine Kiste, die Kiste dann rüber, den Inhalt der Kiste wieder in ein Regal. Und das Gemeine ist ja, dass die Art, wie die Bücher in der einen Wohnung gestanden habe, nicht für die andere Wohnung tauglich ist, da das Arrangement der Regale sich ändert und dem entsprechend die Sortierung angepasst werden muss. Und dann stehst du da und überlegst, wohin du was räumen willst, weil die ursprüngliche Vorstellung von Ordnung so gar nicht in die Realität der neuen Räumlichkeit passt. Auch ein ganz eigener Moment des Innehaltens und Nachdenkens. Und zumindest für mich ist es auch so, dass ich erst Kisten leer und weg haben musst, um Platz für Nachschub zu schaffen.
Die Architektur des neuen Wohnzimmers hat es ergeben, dass man sinnvollerweise ein Eckregal benutzt – und ich habe so ein Teil bestellt. Bisher hatte ich mich noch nie mit Billy-Eckregale beschäftigt und als das Zeug dann kam und ich es auspackte, war die Überraschung – groß und echt hässlich. Für alle, die es nicht wissen, ein Billy-Eckregal ist nichts anderes als ein ganz normales Billy-Regal mit 40cm Breite, also einer der beiden Standards. Dazu kommen links und rechts zwei Seitenteile, entweder ebenfalls 40cm oder eben 80cm breit.
Das Eckteil ist aber gar kein Eckregal, sondern eben nur ein stinknormales Billy. Das Eck sind zwei Metallschienen mit 45 Grad-Winkeln, in die diese Regale gestellt und damit fixiert werden. Auf die Oberseite kommen dann geschraubte Winkel. Diese beschissenen Mentallschienen sind nicht einmal so lang wie ein Billy tief, nämlich 28cm, sondern kürzer und deshalb ist das Ganze auch keine sonderlich ansprechende Angelegenheit. Vor allem 40er Seiten sind recht wackelig, mit 80er Seiten geht es dann brauchbar. Aber was für eine Verarschung. Da steht jetzt ein Eckregal, dass nichtmal ein echtes Eckregal ist und auf der Rückseite sinnlos verschwendete Hohlräume beinhaltet.
Ich hasse diesen Konzern ohnehin schon derart – der Pax-Schrank, den ich letztes Jahr bestellt hatte, ist ein absolut grotesker, jämmerlicher Witz, was die Qualität angeht, kein Vergleich mit dem Pax, den ich fünfzehn Jahre zuvor hatte. Kotzt mich an. Und im Jänner, oder Februar, da hatten wir für Jamies Wohnung zwei Stühle gekauft, die eine sehr unterhaltsame Retro-Optik aufwiesen. Beide ausgepackt, beide zerschrammt. Zurück ins beschissene schwedische Möbelhaus in Spandau, dort unverschämt lang warten – von ich glaube, es sind 6 Schalter für Reklamationen – war nur 1 (!) besetzt und davor zwei Dutzend Leute. Eine Frau war schon zum zweiten Mal da, nachdem sie am Vortag beim Anblick der wartenden Menge aufgegeben hatte. Großartiger Service, vor allem, wenn dann ein Mitarbeiter gemächlichen Schrittes wie Gaston (die Comic-Figur, wer die noch kennt) vorbeischlurft, alles ringsum ignorierend, und nicht einmal so tut, als kümmerte ihn irgendwas. Macht Freude, sowas zu sehen. Vor allem, um nach einer Ewigkeit zu hören, dass vermutlich die gesamte Charge dieser Stühle so aussieht. Tja, dann eben nicht mehr bei diesem Möbelhaus. Danke nein.
Ich bin durch mit diesem verdammten Konzern. Im übrigen muss ich auch gestehen, dass ich einfach keine Nerven mehr habe für verdammte Selbstbaumöbel, auch wenn es nur ein verfluchtes Buchregal ist. Ich mag nicht mehr. Ich habe hunderte Regale dieser Art aufgebaut, auch in Firmen, in denen ich gearbeitet habe. Ich habe einige Schränke zusammengeschustert, und zahllosen Kleinteilmist miteinander verbunden. Ehrlich, ich fühle mich langsam zu alt, um wie ein Trottel auf den Knien drecksbeschissene, schlampig gebohrte Löcher, die viel zu viel zu viel zu oft um Millimeter falsch platziert sind, und aus denen Sägemehl krümelt, mit beschissenen Plastikverbindungen zu fixieren. Gottverdammt, die waren früher aus Metall.
Mein gottverdammter, beschissener Pax-Schrank, bei dem die Regalböden mit Plastikdingern gehalten werden, die mit Schrauben in den Seitenwänden fixiert sind. Beim jetzt notwendig gewordenen versetzen der Bretter musste ich feststellen, dass einige dieser Plastikdinger in den Löchern gerissen sind. Offenbar darf man eine Schraube, wenn sie mal steckt, nie wieder entfernen. Der beschissene Schrank ist jetzt 7 Monate alt. Fuck den Dreck.
Scheiße, ich komme mir alt vor, wenn ich so meckere. Aber der Mist wird einfach immer wertloser und schäbiger.
Zurück zum Thema. Also, da ich insgesamt 2 Wochen Zeit habe, den verbliebenen Scheiß in die neue Wohnung zu bringen, sehe ich die Schlepperei zwar als anstrengend, aber vernünftig machbar an. Einen großen Teil habe ich auch schon geschafft, für den Rest veranschlage ich jetzt noch maximal 3 Tage, dann sollte die Schlepperei ein Ende haben. Wo welche Möbel stehen, das haben Jamie und ich noch bevor es losging anhand des Architektenplans bestimmt, für die notwendigen Änderungen oder grundlegenden Fragen, die dann inmitten des Tuns aufgekommen sind, haben wir Skype benutzt – ich habe den Laptop durch den Raum geschwenkt, sie hat sich den Stand der Dinge angeschaut und dann haben wir umgestellt.
Ich freue mich darauf, wenn sie endlich hier sein kann, um die Dinge mit mir vor Ort ins Lot zu bringen, das ist einfach unersetzlich. Skype war immerhin eine brachbare Krücke für die Grundlagen – einer der Vorteile moderner Technik. Ist eine erheiternde und bescheuerte Methode und zugleich irgendwie deprimierend, weil dir in solchen Momenten nochmal richtig bewusst wird, dass die geliebte Person an deiner Seite eben gerade nicht an deiner Seite ist.
Wahnsinnige, finale Gedanken
Die neue Wohnung ist, trotz einiger absurder Schäden, die die Renovierung hinterlassen hat (!), super. Die Küche hat zu wenig Stauraum, entweder wurde die Architektin mit dem Budget extrem knapp gehalten, oder sie gehört zu den Leuten, die ausschließlich Mikrowelle und Restaurant benutzen. Vorräte, Geschirr und die ohnehin überschaubare Künchenausstattung lassen sich nicht unterbringen, ohne zusätzlichen Stauraum zu besorgen. Ärgerlich, aber ist eben so.
Es ist nicht alles so gelaufen, wie geplant, aber das ist soweit managebar gewesen. Von daher habe ich keinen Grund, mich in irgendeiner Weise zu beschweren. Der Beitrag ist jedenfalls keine Beschwerde, ganz und gar nicht. Mehr so eine Art Bericht aus dem Alltag dieses Autors und seiner Erfahrungen mit allerlei Dingen.
Was nun Bücher angeht, der Spruch, dass man niemals zuviele davon haben kann, ist aus meiner Erfahrung heraus falsch. Man kann. Aber das ist ein Thema für einen anderen Beitrag.
Danke fürs Lesen. Habt euch lieb und passt auf euch auf.
John
Vorsicht, der Beitrag kann Spuren von Humor, Satire und Zynismus enthalten (der Autor enthält sie gewiss).
Der Beitrag [PRIVATER SCHEISS]: Wohnungswechsel erschien am 06.05.2023 auf JohnAysa.net …