Update am Ende des Beitrags – Originalbeitrag vom 25.04.2019:
Dieser Beitrag ist eine Variation eines Beitrags, den ich bei Jamie Eckhart gepostet habe. Aus unerfindlichen Gründen sind Jamie und John auf verquere Art befreundet und darum darf John, also ich, bei ihr komische Dinge posten. Meist bin ich zurückhaltend, wie das so ist, wenn man wo Gast ist und sich benehmen muss.
Okay, also Ausgangspunkt des Beitrags ist das obige Artikelbild. Das Chaos darauf ist mein Schreibtisch. Chaotisch, überladen, ein kunterbuntes Durcheinander. Dass die Chips so rumliegen, ist nicht normal, das war, weil ich einfach nur eine Handvoll von den Dingern wollte und zu faul war, in die Küche zu latschen und eine Schüssel dafür zu holen. Außerdem hatte ich keine Zeit. Es ist jetzt schon, wo ich das hier schreibe, fast 23 Uhr und ich muss morgen um 6 in der Früh auf sein.
Egal. Also, mein Schreibtisch. Ich räume den Tisch regelmäßig auf, um eine leere Fläche zu haben. Diese Leere empfinde ich als sehr angenehm, weil ich diese Leere quasi hernehmen kann, um meine Gedanken darauf zu projizieren, soll heißen, ich kann nachdenken und werde nicht abgelenkt. Meine Gedanken bleiben beim Thema. Außerdem habe ich kein Arbeitszimmer mehr, mein Tisch steht im Schlafzimmer, ich wurde vom Nachwuchs aus meinem Zimmer gedrängt, und der Tisch ist in dem Zustand auch nicht wirklich ein feiner Anblick.
Aber um den Tisch leerräumen zu können – effektiv und nachhaltig – brauche ich mehr Platz. Die Wohnung ist von der Größe her ok, aber da sind zwei Kinder und, weil es ein beschissenes, neumodisches Haus ist, soll heißen, irgendwelche Single-Architekten fantasieren sich zusammen, was Familien so brauchen und entwerfen Wohnungen mit teilweise sinnleeren Eigenschaften – äh, Faden verloren, also weil das so ist, hat diese Wohnung zwar praktisch und ausreichend Raum zu bieten, dafür jedoch gibt es zu wenige Wandflächen für Regale. Dynamische Hipsterarchitekten haben nämlich keine Bücher, maximal einen Kindle – ist auch auf dem Bild oben, wird aber von überquellenden Regalen voller Totholz-Bücher übertrumpft. Damit braucht man keine Billy-Regale in der Menge, wie ich sie bräuchte. Wieder Faden verloren – die erste Hälfte des Titels dieses Beitrags ist wohl Programm. Selbsterfüllende Vorhersage.
Also, ich brauche mehr Platz und das heißt für mich schlicht, ich muss mich von Dingen trennen. Der Weg zur Ordnung führt als vorübergehen zu noch größerem Chaos, weil ich in das Chaos eintauchen muss, um die Dinge rauszufischen und auszusondern, die sich überlebt haben. Dazu gehören etliche DVDs mit Filmen. Dazu gehört ein kaputter PC, der unter dem Tisch steht. Dazu gehört Krims und Krams. Platz auf dem Tisch kann nur durch Entsorgung geschaffen werden, die bei Regalen im Wohnzimmer beginnt und bei Kisten mit Inhalten, die im Abstellraum stehen oder unter das Bett geschoben sind.
Die Ordnung, die ich damit anstrebe hilft mir auch hoffentlich, beim Schreiben fokussierter und konzentrierter voranzukommen. Chaos lenkt ab. Mich. Bei anderen Autoren ist es wohl auch schon umgekehrt – kreatives Chaos ist kein leeres Schlagwort, sondern häufig genug gelebt. Ob es jetzt Chaos oder Ordnung sein muss, um ordentlich arbeiten zu können, das ist wie immer individuell herauszufinden. Beides hat völlige Berechtigung, immerhin kann Chaos genauso Gedanken in Form bringen, sie überhaupt aufkommen lassen und zu einem Ziel führen. Weder falsch noch richtig sind in diesem Fall anwendbare Begriffe. Kreativarbeiter, sprich, Künstler wie z.B. Autoren, werden von unterschiedlichen Dingen inspiriert und was wen triggert, ist dessen höchst persönliche Präferenz, die für andere völlig daneben sein kann. Sich jedoch deshalb Gedanken zu machen und diese wie in diese Fall zu teilen, kann eine feine Sache sein. Besonders für den Nachwuchs, der bei den Alten nachlesen kann, darf und gelegentlich mus.
Für mich ist es einfach so, dass ich früher durchaus keine Einwände gegen Chaos hatte, auch wenn ich immer bemüht war, halbwegs Ordnung zu halten. Da war das Schachtel-System recht praktisch. Ein leerer Karton, eine Schuhschachtel zum Beispiel, in der all die Dinge landeten, die sonst am Tisch herumlagen. Wunderbar, das Chaos war auf das Innere der Schachtel beschränkt. Das System war durchaus ausbaufähig und jetzt habe ich hinter dem Monitor vier Schachteln stehen und weiß bei keiner davon, was wo warum drinnen ist. Das bringt nichts, absolut nichts.
Ich habe etliche Ikea Boxen, diese Samla Dinger. Eine davon möchte ich leer bekommen, am anderen Ende des Tisches in das auf dem Tisch stehende Regal stellen, um dann all den Scheiß in nur einer Box zu haben. Das ist übersichtlicher. Vermutlich am ehesten dann, wenn ich die Schuhkartons einfach in die Samla-Box staple. Aber dazu muss erst irgendwo ganz anders in der Wohnung Zeug aus Regalen verschwinden. Und um das zu schaffen, ist eine vorübergehende Expansion des Durcheinanders nötig.
Chaos gebiert Ordnung, aus Ordnung entsteht Chaos. Warum gibt es diesen Beitrag? Wahrscheinlich, weil es mir ein Bedürfnis war festzustellen, dass ich ein im Grunde ordentlicher Mensch bin, der immer wieder ein Chaos beieinander hat. Und darum werde ich auch schlicht diesen Beitrag in Blocksatz formatieren, weil das ordentlich aussieht und eine serifenlose Schrift, die hausbackene und angenehme Arial, dafür auswählen. So ist das Erscheinungsbild des Beitrags ordentlich, auch wenn das Innenleben durch Chaos glänzt.
Manchmal denke ich, ich bin einfach nur schizophren, weil ich beides mag und beides in einem vereint sehen will. Tja, Störungen der Psyche haben oft interessante Erscheinungsformen.
UPDATE 01 – 01.05.2019: Kristina Schwartz hat mir tatsächlich ein Foto mit einem Ausschnitt ihres Schreibtisches geschickt. Und ich dachte, ich sei ein Chaot! Mit dem Bild kamen folgende Begleitworte:
Böse Zungen behaupten, die Geschichte, die das Stilleben meines Schreibtischs erzählt, sei spannender als meine Romane. Hallo? Andere mögen fragen, warum die Zwangsjacke nicht zu sehen ist, die in keiner meiner Geschichten fehlt. Oder der kleine rote Ball, der so perfekt zwischen die Zähne passt. Tja, ohne meine Therapeutin sag ich kein Wort mehr;-)
Da fällt mir ein, John wollte ich ja auch noch anrufen. Verdammt! Wenn ich nur eine Hand aus diesem klaustrophobischen Ding freibekäme …
Angerufen hat sie mich bis jetzt nicht. Vielleicht sollte ich bei ihr vorbeischauen um mich zu vergewissern, ob mit ihr alles in Ordnung ist. Oder besser doch andersrum – ich sollte vorbeischauen, um mich zu vergewissern dass, wer auch immer sonst bei ihr ist, unverletzt und wohlauf ist. Kristina kann durchaus fesselnd sein …
UPDATE 02 – 01.05.2019:
Ich habe in den Tagen, seit ich den Artikel geschrieben habe, daran gemacht, das Chaos zur Ordnung zu verräumen. Mein Tisch steht jetzt in die entgegengesetzte Richtung, es sind mehrere Säcke mit … Zeug … in den Müll gewandert und seitdem ich das gemacht habe, fließt das Schreiben freier und zügiger, die Gedanken sind ebenfalls weit freier und ich habe das Gefühl, jetzt so richtig gut arbeiten zu können und endlich mein Niveau steigern zu können. Was ein falsch platzierter Tisch so anrichten kann.
Eigentlich besteht der Tisch aus drei Elementen, nur musste ich das Eckstück, dass die beiden Platten verbindet, aus Platzgründen ausbauen und die zwei Hälften simpel aneinander schieben. Das ist bedauerlich, aber es macht letzten Endes nicht viel aus, weil ich trotzdem mehr Raum als davor zur Verfügung habe. Und das hilft schon enorm weiter.
Nun, Kristina, was meinst du zu meiner Reorganisation?
UPDATE 03 – 05.05.2019:
Kristina Schwartz hat sich tatsächlich nochmal dazu herabgelassen, auf die neuerliche Herausforderung des Schreibtisches zu reagieren – hier das Foto und ihr Kommentar dazu:
Hallöchen,
wie du siehst, John, habe ich keine Mühen und … äh … Mühen gescheut, um meinen Tisch auf Vordermann zu bringen. Selbst ist die Frau, tatkräftig, zielstrebig, ergebnisorientiert, kompromisslos. Nach stundenlanger Schufterei war es dann soweit: Et voilà!
Bewundere und staune:-))
Kris, ich bin hingerissen von deiner Zielstrebigkeit und Konsequenz, was den Vordermann angeht. Allerdings weiß ich nicht so genau, was du dem armen Kerl antun möchtest. Das Bild des Tisches jedenfalls ringt mir Bewunderung ab! Lieben Gruß, John
Der Beitrag [PHILOSOPHIE]: Chaos und Ordnung vereint erschien am 25.04.2019 auf JohnAysa.net … und in einer leichten Variation auf Jamie-Eckhart.wtf …
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John, bei allen japanischen, chinesischen und koreanischen Bondagemeistern!
Gefesselt sitze ich vor dem Schirm, starre mir die Augen aus dem Kopf, staune was das Zeug hält und noch ein bisschen mehr. Statt faul auf meiner Haut rumzuliegen und Erotisches wie Utopisches in Buchform zu verschlingen, hätte ich den »Tag der Arbeit« nutzen können. Doch zum Arbeiten? Das scheint mir gar weit hergeholt. (Schon als Mädchen konnte ich dem Ordnungsfetischismus meiner Großmutter — ja, es gab schon zwei Generationen früher Fetischistinnen in unserer Familie — nichts abgewinnen;-)
Andererseits hätte ich dadurch womöglich meine wunderbar hartnäckige Schreibblockade abgeschüttelt. Frag mich, ob ich das gewollt hätte. — lol.
Als Frau kann ich jetzt natürlich nicht zurückstehen, sonst heißt es wieder … Aber lassen wir das;-)
Falls ich was zuwege bringe, werd ich es dir bildlich mitteilen.
Hoffe, du hast bei deiner Aufräumaktion wenigstens die Handschellen gefunden;-)
Cheers, Kris
Ladies and Gentlemen,
Kristina Schwartz, ihres Zeichen Autorin Edel-Fetisch-Autorin. :-)
Habe gerade keine Handschellen zur Verfügung, Kris, sind mir irgendwo abhanden gekommen. Oh, ich weiß übrigens ganz genau, wo dein Smartphone ist, ts, ts, ts. ;-)
https://kristina-schwartz.jimdo.com/
Hi John,
sieht doch für meinen Chaosbegriff recht ordentlich aus. Die Handschellen sind vermutlich in einer der erwähnten Boxen. Tja, nie zur Hand, wenn man sie braucht. – Lol.
Und Pez, wie süß;-))
Ich versteh nur zu gut, was du meinst. Falls ich in meinem Schreibtischchaos jemals meine Kamera finden sollte, schick ich dir ein Stilleben. Wo hab ich eigentlich mein Smartphone?
Cheers, Kris