Es war das Licht, das ihn anzog. Ihn lockte. Zu sich rief. Es war die unvermutete Helligkeit, die ihn dazu brachte, die Absperrungen zu übersteigen und in die Baustelle vorzudringen wie eine Motte auf dem Weg in das Verderben.
Und jetzt, als er da stand, den Pfeiler umrundet hatte, um zu sehen, was sich außerhalb des Blickfelds befand, wurden seine Sinne schlagartig wach. Der Anblick war eine schallende Ohrfeige, die ihn aus dem Traum beförderte. Er bereute, hier zu sein. Zutiefst. Sein Verstand und sein Körper kreischten ihn mit hysterisch überschlagender Stimme an, sofort von hier zu verschwinden.
Da war Blut, getrocknet in der eisigen Luft, aber noch nicht alt. Da waren Klumpen von Rot von frischer, intensiv leuchtender Farbe, steif geworden, noch nicht gefroren, erkennbar erst seit kurzer Zeit hier. Sauber.
Da war etwas, das entfernt so aussah wie ein Körper, den ein unglaublich gewalttätiger Tod ereilt hatte, der an einer wahnsinnigen Tortur gestorben war und nur mehr rudimentär menschlich wirkte. Ein grausiger und grausamer Anblick.
Ihm wurde schlecht und schwindlig. Er drehte sich herum. Da stand er, der Tod, der geduldig auf ihn wartete. Es sah aus, als lächelte er breit, doch die Augen, oh diese abgrundtiefen Augen, sie waren das Kälteste, was er jemals gesehen hatte. Das Grauen in seiner reinsten Form.
Es war nur seinetwegen dar.
(c) John Aysa, 03/2022
Der Beitrag [MINI-STORY]: Baustelle erschien am 13.03.2022 auf JohnAysa.net …