UPDATE 16.10.2021: Stephen King hat einem User auf Twitter bestätigt, dass Squid Game tatsächlich eine gewisse Ähnlichkeit mit Menschenjagd (Running Game) aufweist, so wie ich weiter unten geschrieben habe, wenngleich dem Film fast mehr Verwandtschaft zugestehe. Und – Stephen King sieht auch eine Ähnlichkeit zu Todesmarsch (The Long Walk), einem seiner frühen Romane, noch unter Richard Bachman veröffentlicht – ein lesenswerter, brutaler dystopischer Thriller.
Die überwältigende Mehrzahl an Kritiken zu Squid Game ist überaus positiv. Das ist insofern interessant, weil man den Eindruck gewinnen könnte, dass niemand je zuvor mit dieser Art Geschichte konfrontiert worden ist. Hm. Battle Royale zum Beispiel. Oder Takeshis Castle. Die Grundzüge fanden sich, völlig anders ausgearbeitet jedoch, schon beim Roman Das zehnte Opfer von Robert Sheckley, der wiederum von Stephen King mit Menschenjagd (als Richard Bachman) variiert wurde. Und vielleicht ist sogar die Verfilmung dieses Romans, unsäglich dumm und mit Arnold Schwarzenegger, passender – der Film nimmt die Menschenjagd als TV-Show an. Also eigentlich ist der Stoff nicht sooo neu.
Neu ist, dass hier Kinderspiele zum Einsatz kommen. Neu ist auch, dass die soziale und gesellschaftliche Komponenten einen derart deutlichen Schwerpunkt hat. Neu mag vielleicht auch sein, dass die Spiele nicht für eine Öffentlichkeit bestimmt sind. Abgesehen davon sind die Motive und Settings klassisches Genre-Material. Wer will, kann Motive aus diversen James Bond-Filmen darin finden, den Zynismus aus Starship Troopers – und so weiter und so weiter.
Schick sieht die Serie schon aus, das muss man den Machern lassen. Das labyrinthische Treppenhaus macht was her, die engen, verwinkelten Korridore mit den absurden Türen, lustige Idee. Das Design der Kostüme der Wächter ist schon eine großartige Sache. Die Farbgestaltung hat auch was, dieses knallig bonbonfarbene im Kontrast zum ausgewaschenen blaugrau der Realität. Auch ist sie clever gemacht, fühlt sich zwischendurch beklemmende eng an, paranoid in der andauernden Überwachung. Die unbeholfene, geradezu plumpe Dekadenz der VIPs als drastischer Kontrast zu den Spielern. Ich hoffe mal, diese radikal plumpen Szenen mit den VIPs, die hart an der Unglaubwürdigkeit entlanggeschrammt sind, waren ein bewusstes Stilmittel.
Ich mochte Squid Game. Trotzdem wäre die Serie besser gewesen, hätte man sie um wenigstens eine Episode gekürzt. Es ist zwar schön, wenn sich eine Geschichte auch Zeit lässt, um die Charaktere zu entwickeln, aber trotzdem war es in dieser Hinsicht doch zu viel des Guten. Da hat sich die Geschichte immer wieder in langgezogener Detailliertheit verloren, die es nicht gebraucht hätte. Hier wäre weniger mehr gewesen, wir hatten schon alle Informationen.
Und – man hätte sich dieses Ende echt ersparen sollen. Die letzten 20min gehören weg, sie sind völlig überflüssig, bringen nichts mehr für die Geschichte, schockieren weniger, als es wohl der Versuch war und führen die ursprüngliche Motivation der Hauptfigur ad absurdum.
Das Ende war echt nicht gut. Ein ärgerlicher Taumel zwischen Blödheit und Moralgetue. Schade.
Die riesige Puppe des ersten Spiels ist übrigens großartig. Gegen die sehen Chucky und Annabelle geradezu niedlich aus.
Soweit der subjektive Eindruck dieses Autors. Danke für’s Lesen.
Der Beitrag [KINDERSPIELE]: Squid Game erschien am 07.10.2021 auf JohnAysa.net …