Die Autoren-Site ist unabdingbar und das zeigt sich dieser Tage ganz besonders am Beispiel von Tumblr. Die Social-Media Platform, die in den letzten Tagen ins Gespräch gekommen ist, hat einen radikalen Schritt gesetzt. Irgendein Arschloch hat dort Kinderpornografie gepostet. Daraufhin hat Apple die Tumblr-App aus dem Shop geworfen. Und Eigentümer von Tumblr, seit einiger Zeit der US-Telekom-Konzern Verizon, der – man nehme die bevorzugte Suchmaschine zur Hand – eine sehr unschöne Geschichte des Benehmens aufweist, wirft jetzt alles, was als anstößig angesehen wird, raus.
Heißt: Die Pornoblogs, die sich dort großer Beliebtheit erfreuen – werden ab 17. Dezember abgedreht. Bilder, die von der KI als anstößig angesehen werden (weibliche Nippel!) werden als unerwünscht markiert. Auch Screenshots und GIFs aus Horror-Filmen kommen unter Beschuß. Die KI ist aber dumm genug, um schon jetzt jede Menge Fehler zu begehen und Dinge zu markieren, die definitiv harmlos sind. Wieder – wer es genauer wissen will, Suchmaschinen werden gerade mit Beiträgen und Bildern dieser Art gefüllt. Kunst und Illustrationen und Texte dürfen bleiben – aber an einer funktionierenden Umsetzung darf gezweifelt werden.
Mal sehen, ob auch Blogs wie jener von Neil Gaiman, der regelmäßig dort postet, oder Wil Wheaton, der sehr aktiv auf Tumblr ist, auch davon betroffen sein werden. Das Perverse ist auch, dass viele User seit Jahren Porno-Spam melden, nur hat Tumblr nie reagiert! Die Brustwarzen müssen jetzt weg, die Naziblogs dürfen übrigens bleiben. Auch eine Weltsicht, nicht wahr?
Mit dem Abdrehen jeglicher Erotik, die aus Tumblr wohl ein klinisch sauberes Instagram-ähnliches Unding machen will, das niemand mehr braucht, verschwindet eine Menge an Dingen, die dieses Netzwerk eigentlich erst interessant gemacht haben. Dass die Eigentümer die professionellen Sex-Arbeiter, deren Blogs Tumblr eine Menge Nützer beschert haben, jetzt ganz brutal abgesägt werden, ist eine andere Art der Schweinerei.
Dass ein Konzern wie Apple, dieser stinkende, faule Apfel, derartig seinen Einfluß geltend machen kann und darf, ist nicht nur widerwärtig, sondern eigentlich auch ein Grund, derartige Behemoths von Unternehmen in Stücke zu zerschlagen. Dass sie das dürfen, ist ihr Hausrecht. Aber dass einer einzigen Person wegen Millionen andere betroffen sind, einige davon auch in ihrer Existenz zumindest geschädigt werden, ist vollkommen überzogen und sowas darf eigentlich nicht sein.
Jedenfalls wird Tumblr diese Säuberung auf längere Sicht nicht überleben, denn gerade dieses Chaos mit all den Problemen war aber zugleich der interessanteste Aspekt an der Platform und hat die Einzigartigkeit ausgemacht. Jetzt – wer braucht noch so ein Instagram? Haben wir schon, danke. Ich mochte Tumblr, es war kreativ und inspirierend. Viele Leute haben über Tumblr ihre Existenz aufgebaut und Tumblr hat dabei sehr profitiert.
Jetzt wird alles zerstört. Tumblr wird früher oder später verschwinden.
DIE LEHRE FÜR AUTOREN: Habe deine eigene Website, halte sie aktuell, befülle sie regelmäßig mit Inhalten. Du weißt in Wahrheit nie, was welchem Social-Media-Unding in den Sinn kommt. Heute ist es Tumblr, morgen ruiniert dir Instagram etwas, nichts ist sicher. Deine eigene Webstite schon. Da kann dir kein Arschloch aus irgendeinem Konzern vorschreiben, was du tun und lassen darfst und sollst.
Habe auf deiner Website vor allem auch Inhalte, die du NICHT auf FB & Co. postest. Verweise von dort auf deine Inhalte. Und wenn du Social-Media-Konten hast, dann am Besten wohl mehrere parallel, um Aufälle nahtlos wegstecken zu können (wie den Ausfall von Instagram-Servers unlängst). Es ist viel Arbeit, klar, ob sich dieser Aufwand lohnt, muss auch jeder für sich selbst erkennen. Auch, ob man tatsächlich FB & Co. benötigt.
Irgendwo gehostete Blogs, sei es Blogger, WordPress, sei es FB, sei es was auch immer, sind zwar nett und man erreicht aus dem Stand in Relation viele Leute und sie bereiten überdies keine Mühe, aber zugleich auch ein potenzielles Risiko, sämtliche Inhalte mit einem Schlag zu verlieren. Nichts geht über die eigene Autorenwebsite! Du kannst die Themen wählen, die du willst, du kannst in dem Stil posten, der dir zusagt, niemand verbietet dir das Wort, und die einzige willkürliche Hausordnung, die dir auf den Kopf scheißt ist jene, die du selbst erstellt hast.
Die Autoren-Site ist eine unabdingbare Notwendigkeit. Hege und pflege sie.
Es ist im Vergleich mühsamer und aufwändiger, sie in Bewegung zu halten und es dauert bedeutend länger, eine passable Anzahl von Lesern für sich zu interessieren, als es innerhalb des Öko-Systems einer Social-Media-Platform der Fall ist. Aber du bist unabhängig von der Willkür Fremder, die sich einen Scheiß für dich interessieren. Und das ist von Bedeutung.
Der Beitrag [Kill Switch]: Die Bedeutung der Autoren-Site erschien zuerst auf JohnAysa.net …
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