Ein Thema, seit es Autoren gibt. Soll Autor*in zu öffentlichen Themen Stellung nehmen? Da es mir fern liegt, allgemein Behauptungen aufzustellen und für andere Schreibende zu sprechen – diese Autorität habe ich nicht, würde ich nie wollen und ist auch absurd sich anzumaßen – sind nachfolgende Gedanken einzig mein eigenen ungeordneten Gedanken zu dem Thema und damit eine rein subjektive Sicht.
Die Antwort zu diesem Thema ist für mich, wie so oft, jein. Ich bin in mancherlei Hinsicht schizophren, da ich gern versuche, ob es mir gelingt, ist eine andere Frage, Dinge aus verschiedenen Perspektiven zu betrachten. Und meist, wenn man ein Thema unaufgeregt und nüchtern angeht, finden sich für die meisten Positionen überzeugende Argumente die sowohl dafür wie auch dagegen sprechen. Damit bleibt es am Individuum, eine rein für sich gültige Herangehensweise zu finden.
Lange Einleitung, jetzt zum Thema.
Warum ja?
Weil Autor*in, selbst wenn er/sie nur eine kleine Fangemeinde anspricht, bis zu einem gewissen (!) Grad eine Person des öffentlichen Lebens ist. Bis zu einem ebenfalls gewissen Grad kann das zu einer Lenkung führen. Wir wissen, dass es viele Menschen gibt, die ihre Einstellung zum Alltag und zum Leben oft und gern nach ihren Vorbildern und Idolen ausrichten. Das kann im Fantum (im fanatischen) sehr unangenehme Auswirkungen haben, oft genug jedoch ist eine Promi-Meinung auch nur ein Katalysator, um Gedanken in Bewegung zu setzen.
Betrachtet man jetzt zum Beispiel die letzten Wochen und Monate aufmerksam, lassen sich Spuren der Auflösung beziehungsweise der Beugung der Demokratie und ihrer Rechte erkennen. Dem entgegenzuwirken ist bedeutsam und hier kann die Stimme einer öffentlichen Person durchaus Wirkung zeigen – auch im negativen Sinne, wie auch zu beobachten war und ist. Auch kann die Promi-Stimme in anderen Bereichen, sozialen zum Beispiel, hilfreich sein, um Dinge in Bewegung zu setzen.
Von daher, ja, absolut sollte Autor*in eine Meinung zu Themen haben und diese, wo es sinnvoll erscheint, auf konstruktive und kreative Weise kundtun. Das wo und wie ist dabei eine höchst persönliche Angelegenheit.
Warum nein?
Weil gerade viele Schreibende erbärmlich sind, wenn es darum geht, sich verbal auszudrücken (ich bin schon mal nicht der Beste in der Hinsicht). Weil es viele Idioten gibt, die ihre eigene Bedeutung völlig falsch einschätzen und die zwar laut, aber nicht konstruktiv agieren. Und was die gesellschaftspolitischen Fähigkeiten der Autorenschaft angeht, dürfen, wie in allen Bereichen, auch Zweifel geäußert werden, ob sich jene, die ihren Mund auch aufmachen, über das entsprechende Wissen und die nötige Intelligenz in sensiblen Bereichen verfügen.
Autoren sind, wie viele Künstler, auch sehr egozentrisch. Das kann schlecht ausgehen, wenn Ego und Öffentlichkeit aufeinanderprallen. Mit der fehlenden Sensibiliät, wie ein Thema und andere Meinungen zu handhaben sind, kann ein unüberlegter öffentlicher Kommentar schnell in einen Shitstorm für den Autor ausarten. Niemand ist davor gefeit.
Das ist zwar kein Hindernisgrund, herrje, jeder darf seinen Senf auf die ihm dümmstmögliche Weise absondern, das ist da gar keine Frage, aber vielleicht doch eine Sache, die dazu führen sollte, eine Äußerung gut zu bedenken, bevor sie getan wird.
Also wie jetzt?
Ich denke, im besten Fall lädt der Autor seine Leser dazu ein, sich miteinander zu einem Thema auszutauschen und hält sich dann zurück. Mit der Art, wie er ein Thema anspricht und welche Gedanken er dazu äußert, wird schon klar genug, wie es um die Meinung bestellt ist. Mehr braucht es dann eigentlich nicht. Weniger ist mehr, finde ich da einen guten Ansatz.
Wenn ich jetzt mich persönlich hernehme, dann äußere ich mich eigentlich nie zu aktuellen Themen. Zumeist halte ich meine eigene Meinung für ziemlich uninteressant und die Zahl jener Menschen, die sich dafür interessiert, für sehr überschaubar. Von daher habe ich noch selten den Wunsch verspürt, zu den großen Themen die Klappe aufzureißen und ein Posting abzulassen.
Andererseits wächst in mir zunehmend die Lust, manchmal irgendwas anzumerken. Mag eine Altersfrage sein. Es könnte also durchaus passieren, dass ich über meinen Schatten gehe und tatsächlich Stellung beziehe, was dann vielleicht fünf Personen mitkriegen. Und nehmen wir mal die Weltlage im Jahr 2020 (ob dieses Jahr mal zum Bielefeld der Zeitrechnung wird?), gibt es doch genügend Zündstoff, über den man das eine oder andere Wort verlieren kann.
Und das gilt auch für einen gesellschaftspolitisch irrelevanten Genre-Autor wie mich.
Der Beitrag [GEBLUBBER]: Der öffentliche Autor erschien am 04.11.2020 auf JohnAysa.net …
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