Der Wohnungswechsel von dem ich hier erzählt habe, ist seit Freitag vollständig abgeschlossen. Da habe ich die Schlüssel der alten Wohnung abgegeben, die Hausverwaltung hat übernommen und fertig. Das heißt jedoch nicht, dass alles abgeschlossen und beendet ist.
Wie viele aus eigener Erfahrung wissen, hat eine neue Wohnung so ihre Tücken. Zum Beispiel macht es die andere Architektur schwieriger bis unmöglich, das gewohnte Ordnungssystem zu übernehmen. In diesem Fall ist es so, dass wir im Schlafzimmer eine Wand mit 5 Regalen voller Bücher hatten. Eine solche Wand gibt es hier nicht mehr, es gibt gar keine Wand, die lang genug ist, um so viele Regale nebeneinander zu platzieren. Das Ordnungssystem dieser Wand ist also nicht übernehmbar. Das Wohnzimmer ist jetzt eine Herausforderung, hier reden wir von etwas, das eher ein Sechseck mit vier Fenstern darstellt als einen klassischen Raum mit vier Wänden. Da bleibt nur wenig Wandfläche übrig.
Auch die Situation der Schreibtische ist völlig neuartig – wir hatten davor 2 Tische zu je 2 Meter Länge. Nun hat sich das halbiert. Geht ja noch, wenn man nur mit zwei Laptops arbeitet, aber Jamie und ich haben beide noch zusätzliche externe Monitore – arbeitsbedingt große Teile, und externe Tastaturen. Das ist ein herausforderndes Setup, in das wir uns noch arrangieren müssen. Wenn wir das gemeistert haben, gibt es Foto und Beitrag dazu.
Ein Platz für Bücher
Insgesamt stehen auch etwas weniger Regalmeter zur Verfügung, rund ein halbes Regal, also drei Fächer – wir reden vom Standard-Billy mit 6 Fächern. Um die Sache noch schwierigier zu gestalten, hätte ich gern weniger Bücher in den Regalen. Die Sache ist die, doppelreihig macht in letzter Konsequenz nicht viel Sinn, da die hinteren Bücher so oder so eher in Vergessenheit geraten. Und bei all dem Stoff, den ich noch zu lesen habe, auch darüber habe ich mich ausgelassen, ist die zweite Reihe beinhart gesehen verzichtbar.
Nun, zugegeben, ganz habe ich es nicht geschafft. Es gibt einige Fächer, die doppelreihig bestückt sind, jedoch habe ich über den Daumen gepeilt rund 300 Bücher weniger in den Regalen stehen. Das Aussortieren war ein schmerzhafter Prozess, schließlich hat man die Bücher nicht ohne Grund so viele Jahre bei sich stehen gehabt. Aber gut, die zu erwartende Lebenszeit hochgerechnet gegen die noch zu lesenden Titel, die daheim sind, plus die noch zu lesenden Titel, die künftig erscheinen, macht die Rechnung (nicht das tatsächliche aussortieren) leicht – die Bücher müssen weichen. Außerdem ist es wirklich schön, bei den bleibenden Titeln jene wieder zu sehen, die einstmals hinten verborgen waren.
Was aber nicht bedeutet, dass alles passt. Mehrere Dutzend Bücher sind in dezenten Stapeln verstaut und warten darauf, dorthin verräumt zu werden, wo es logisch Sinn macht. Die Sache ist bloß, dass an den entsprechenden Stellen an Platz mangelt. Ich werde also einen Kompromiss finden müssen und dafür gibt es zwei Möglichkeiten: Entweder ich ordne die Bücher dorthin, wo sie thematisch nicht hingehören und fühle mich unwohl damit, weil das für mich Unordnung darstellt. Oder ich sortiere nochmal die Bestände auf Exemplare durch, die man wegtun kann. Was sich wirklich hässlich anfühlt.
Ein Platz für Filme
Die aufgeräumte und (halbwegs) ordentliche Optik der Regale erfreut das Auge und sorgt für Wohlbefinden. Damit bin ich zufrieden, keine Frage. Natürlich gibt es ein großes ABER. Die Filme. Trotz mehrerer Aufräumaktionen habe ich immer noch einige hundert DVDs und zwei, drei Dutzend BluRays. Bis auf ein paar dekorative Ausnahmen – Boxen, Special Editionen und dergleichen – sind all die Filme noch in Boxen bzw. Stapeln beiseitegeräumt und warten darauf, Platz zu finden.
Und hier sind wir in der großen Problemzone gelandet. Zum einen habe ich keine Regalflächen mehr übrig, die für Filme herhalten können. Ich weiß also absolut nicht, wohin mit diesen Filmen. Zweitens habe ich versucht, auch hier Filme zu entsorgen und musste feststellen, dass das gefühlt der harte Kern an Streifen ist, den ich behalten möchte. Andererseits, und da ist mir Jamie wieder mit ihrer beinhart nüchternen Ader zwischen die Beine gegrätscht, hat sie doch die fiese, jedoch naheliegende Frage aufgeworfen, wie viele dieser Filme ich mir denn in den letzten Jahren angesehen habe? Äääh.
Und hier wird es richtig unangenehm. Ich habe mir bis auf zwei, drei Filme keinen davon angesehen. Und selbst wenn ich jetzt hergehe und von geschätzt nur mehr 400 Filmen 250 weggebe, bleiben immer noch 150 Filme (und Serien) übrig, auf die ich absolut nicht verzichten will. Und kein Platz dafür. Und nein, bloß weil die Wohnung etwas größer ist als die vorherige, bedeutet es nicht, dass mir mehr Platz bleibt. Tut es nicht.
Erkenntnis eines ehemaligen Sammlers
Es wird nichts anderes bleiben, als zu reduzieren. Filme und Bücher. Und zwar härter, als ich es jemals zuvor getan habe. Am Höhepunkt hatte meine Sammlung einstmals rund 13000 Bücher und knapp 2000 Filme. Das war grandios, aber überbordend – und dabei im Vergleich zu ein paar Leuten, die ich kennenlernen durfte, bescheiden. 50000 Bücher auf zwei Wohnungen und ein Haus verteilt, eines der extremeren Beispiele.
Da ich es inzwischen auch optisch gern leichter hätte, bleibt mir nichts anderes übrig, als nochmal zu reduzieren. Ich muss runter auf maximal 2000 Bücher (incl. Comic-Bände) und maximal 150 Filme. Und ich muss diesen Sand halten, soll heißen, jedes neu hinzukommende Buch erfordert es, dass ein älteres Exemplar verschwindet. Irgendwie zum heulen. Um das umzusetzen sollte ich die Bestände wohl genauer zählen, eine Überschlagsrechnung hat rund 2500 Bücher in den Regalen ergeben. Ich habe nur keine Idee, wie ich es über mich bringen soll, nochmal so viele Bücher abzustoßen, während ich zugleich ein paar neue Werke anschaffen möchte.
Wie ich mich kenne, wird es wohl einige Zeit brauchen, um das zu schaffen und es wird dabei einiges hin und her geben, begleitet von jeder Menge Gefluche und Frustration.
Um das (für mich!) Problem auf einen Nenner zu bringen: Fuck.
Danke fürs Lesen. Respektiert einander und passt auf euch auf.
John
Vorsicht, Beiträge dieser Website können unter Umständen Spuren von Humor, Satire und Zynismus enthalten (der Autor enthält sie gewiss).
Der Beitrag [WOHNUNGSWECHSEL]: Nachwehen erschien am 17.05.2023 auf JohnAysa.net …