Der erste Teil findet sich hier.
Ich hatte relativ viel Spaß dabei, im ursprünglichen Beitrag die Formate von Taschenbüchern und Paperbacks zu vergleichen. Und dachte mir, dass eine weitere Behandlung des Themas nicht schaden kann. Mal schauen, ob ich es bei den zwei Beiträgen belassen kann oder doch noch einer hinzugefügt wird. Stoff ist zur Genüge vorhanden. Also, rein ins Vergnügen:
Meine letzten drei Taschenbücher verwenden quasi das Ur-Format der Taschenbücher, als diese begonnen haben, sich mehr und mehr Raum neben den Heftromanen zu erobern.
Optische Täuschungen
Abb. 1: Zwei meiner Taschenbücher verglichen im Vergleich mit zwei Büchern aus dem Blitz-Verlag. Die beide Bände sind Belegexemplare, die jeweils eine Story von mir enthalten. Die Super-Pulp Reihe war in ihren Ursprüngen ein Romanheft-Projekt, das in einem anderen Verlag entstand.
Erscheinungstermin für Super Pulp 1: Sucide New war 2020
Erscheinungstermin für Super Pulp 6: Feed Me war 2021
Beides also sehr neue Taschenbücher und beide liegen im urtümlichsten Taschenbuchformat vor. Im ersten Augenblick, als ich das erste Buch in der Post hatte, war ich irritiert, wie winzig es aussah. Es ein bisschen gedauert, bis ich den Irrtum erkannt habe.
Das Format war richtig, nur waren meine Augen schon auf das inzwischen dominierende Paperback geeicht. Es hat mich ziemlich gefreut, die zierlichen Taschenbücher zu bekommen, ich hatte keine Ahnung, in welcher Form genau sie erscheinen würden.
Wenn ich nicht extrem falsch liege, dann ist der Blitz-Verlag der einzige Verlag, der so konsequent bei diesem Format geblieben ist. Da seine Zielrichtung die Sammler sind, ist das auch völlig sinnvoll, da viele davon (und ich bin ein ehemaliger Sammler von Büchern), mit dem klassischen Taschenbuch groß geworden sind und dieses vielleicht sogar die eigenen Regale dominiert.
Abb. 2: Die kleinen Abweichungen vom Standard. Rowohlt mit seinen rororo Taschenbüchern und der dtv Verlag, (auch Suhrkamp/Insel, was das anbelangt) haben sich ein paar Millimeter unterschieden.
Edgar Allan Poe: Phantastische Fahrten, dtv 01/1985: Das Buch ist 2-3 Millimeter schmäler, als es Standard war.
Robert Bloch: Die Schreckenskammer, Rowohlt rororo 02/1981: Rowohlt war immer 3-5 Millimeter höher als es Standard war.
Das rororo-Problem hat so manche Buchhandlung in den Wahnsinn getrieben, wenn sie Drehsäulen für Taschenbücher hatte, die auf die Standards ausgerichtet war und die nicht höhenverstellbar waren. Oh, was habe ich das gehasst. Das hieß manchmal, mehrere Drehständer abräumen (was einige hundert Bücher waren – je nach Umfang der Titel sogar pro Ständer!), und auszutauschen, bis passte, was passen musste.
Robert Bloch, Horror Cocktail, Heyne 1971 und Robert Bloch, Nacht im Kopf, Diogenes detebe 1986, beides Standardgrößen. Meine zwei Titel liegen zum Vergleich anbei.
Format-Schrullen
Abb. 3: Die kurzlebige, phantastische Reihe bei DuMont , ein Hardcover im Format eines Taschenbuchs und drei Größen Paperbacks:
Thomas Ligotti: Sekte der Idioten, DuMont Tb 1992
Joe R. Lansdale: Drive In, Pulp Master, 1997
Gord Rollo: Amputiert, Otherworld 2011
Clive Barker: Hellraiser, Edition Phantasia, 04/2006
Stephen King: Nachtschicht, Bastei 1984
Vor allem die Bastei Paperbacks waren, bis auf einzelne Ausnahmen, toll. Sie hatten gutes Papier, die Größe war ideal, und die Haptik der Bücher tadellos. Auch hier – das “alte” Format bei King hält sich bis zum neueren Format bei Barker und Rollo, der geringfügig größer war. Die Lansdale-Ausgabe fand ich sehr super, weil gebunden und trotzdem ein Taschenbuch.
Heyne hat dieses Spiel eine Zeit lang in seiner Science Fiction-Reihe gespielt. Besondere Bücher wurden in eine Reihe mit dem Titel “High 8000” gesteckt, waren Hardcover im Format eines Taschenbuchs, um den besonderen Wert dieser Bücher hervorzuheben. Man achtete dabei auf gehobenere Ansprüche der betreffenden Titel. Nach ein paar Jahren war der Spuk wieder vorbei. Schade, denn das waren tatsächlich auch gut gemachte Bücher.
Abb. 4: klassische Formate und winzige Abweichungen:
Whitley Strieber: Wolfen (Das Buch ohne Autor und Titel am Cover, hieß in dieser Ausgabe Wolfsbrut); Heyne 1990 (Heyne hat zu der Zeit die Bücher von Strieber ohne Name und Titel am vorderen Umschlag veröffentlicht.)
Franz Rottensteiner (Hrsg.): Zum Teufel, Insel 1995, ein paar Millimeter kleiner als der Standard
George R.R. Martin: Die Flamme erlischt, Knaur Tb 1978
George R.R. Martin: Zweite Stufe der Einsamkeit, Moewig Tb 1982, fast 1 Zentimeter breiter
Moewig war ebenfalls ein skurriler Sonderfall: Nicht nur hatten sie ganze Buchreihen als “Playboy” Taschenbücher angeschrieben und vermarktet, die so rein gar nichts mit Erotik und Sex zu tun hatten. Sie waren in der blauen Ausführung wie am Foto auch etwas breiter, wechselten dann zu einer weißen Ausführung, die dann dem Standard folgte.
Einfach, weil es Spaß macht, nehme ich jetzt auch ein paar englische Bücher in den Vergleich auf. Weniger wegen dem Format, dass sich in allen Formen sichtbar von den deutschen Größen unterscheidet, auch um einen Vergleich wegen Größe und Umfang anzustellen.
Also, Abb. 5 zwei Bücher von mir im Vergleich mit:
Carlton Mellick III: Apeshit Eraserhead Press 2008
Jan Kozlowski: Die, you Bastard! Die!, Deadite Press (Eraserhead) 2015
Adam Cesare: Tribesmen, Deadite Press (Eraserhead) 2014
Hier ist es weniger die Größe, typisches Trade Paperback vom Format her, als vielmehr der Umfang, die Seitenanzahl. Je größer das Format, umso dünner das Buch, wenn wir mal davon absehen, dass so viele Titel seit Jahren auf einen bestimmten Umfang getrimmt werden, geschriebn werden müssen.
Abb. 6: Hier deutlich zu sehen. Apeshit ist zwar ein dünnes Paperback, aber es geht. Die beiden anderen hingegen sind schon sehr dünn am Rücken. Und, beide Bücher haben ein großzügiges Layout und eine Schriftgröße von 12 Punkt. Also gefühlt schon beinahe Großdruck.
Apeshit geht, aber – auch hier wurde geschummelt. Riesige Schrift, massenhaft Leerraum zwischen den Absätzen, die Einrückungen von der Größe eines Tab-Sprunges. Alles ist dazu angetan, das Buch künstlich aufzublähen. Ohne diese Schummelei wäre Apeshit wohl so dick wie Die, You Bastard! Die!. Beispiel, wie das aussieht?
Nächstes Bild, Abb. 7. Das Buch ist Apeshit, von Carlton Mellick III. Es verzichtet zwar auf die riesigen Überschriften, die bei Tribesmen vorhanden sind, aber es lässt die übergroße Schrift und die extremen Einrückungen erkennen, die zur Platzverschwendung beitragen
Hätte ich meine Büchlein aufblasen wollen, dann genau auf diese Weise. Unnötig zu große Schrift, deutlich mehr Platzverbrauch durch riesige Kapitelüberschriften, etc., im Inneren, wie bei den drei Paperbacks. Sowas mag ich nicht, und da ich ohnehin das klassische Taschenbuch vom Format her mag, sind meine 3 Titel nicht aufgebläht.
Sowas findet sich auch immer wieder bei deutschen Paperbacks. Da gibt es einige bemerkenswert böse geschummelte Bücher. Jetzt mal abgesehen von der finanziellen Seite, gefällt mir diese Art der Platzverschwendung schon rein optisch nicht. Gut, Eraserhead zieht das quasi als Trash-Stil durch seine Werke durch, aber auch sonst. Diese Riesenschrift, übergroßen Zeilenabstände und Leerräume auf Seiten, das ist in meinen Augen unschön.
Ich mag das klassische Taschenbuch, ich mag das Paperback im “klassischen” Format. Ich mag diverse Zwischenformate, auch Hardcover im Format eines Taschenbuchs finde ich toll. Der Diogenes Verlag macht das bis heute sehr gern, siehe den alljährlich erscheinenden Brunetti-rimi von Donna Leon. Der Buchblock ist derselbe, den auch das Taschenbuch auch, einzig der Buchdeckel beim Hardcover ist ein paar Milimeter größer, wie es üblich ist. Sonst messen die Seiten die gleichen Abmessungen wie beim Taschenbuch, werden auch in einem Durchlauf gedruckt.
Wie wäre es mit einem Vergleich?
Fette Brocken
Abb. 8: Hier sind die mehr oder minder fetten Brocken. Fünf davon im mehr oder weniger klassischen Format, drei als echt riesige Teile.
Tales from the Dead, Savage Types 11/2019*
Carlton Mellick III: Tumor Fruit, Eraserhead Press 2012
Stephen King: Christine, Lübbe 1984
Neal Stephenson: Snow Crash, 06/1992
Ich, 04/2019
Robert Bryndza: So blutig die Nacht; Lübbe 2020
Stephen King: Das Spiel; Heyne Jumbo 1992
Alastair Reynolds: Revelation Space; Gollancz 2000
Es ist unverkennbar, dass das amerikanische (Neal Stephenson) und das britische (Alastair Reynolds) Paperback von der Größe her die Grenze der Unhandlichkeit überschritten haben. Das Mellick-Buch hält sich im brauchbaren Rahmen. Tales from the Dead orientiert sich am klassischen Paperback, das bei bei Christine von King zur Anwendung kam, und trifft es zielsicher. Bastei hat dieses Format bei Robert Bryndza wieder aufgenommen, in akzeptabler Qualität.
Das Spiel erschien im damaligen Heyne Jumbo Format und war nicht so toll. Etwas zu groß, um es gemütlich zu lesen, zu steif und ein grobes Papier, nicht so toll. Mein eigenes Buch bewegt sich hier im Rahmen des klassischen Paperbacks, herstellungsbedingt in den amerikanischen Maßen.
*Tales from the Dead … enthält eine Story von mir und eine Story von Jamie Eckhart und ist thematisch eine 80er Jahre Splatter-Anthologie. Das Buch ist übrigens eine sehr schön gemachte Ausgabe. Gibt es hier.
Abb. 9: Zum Abschluß dieses Format-Vergleichs noch ein wenig Paranoia und Wahnsinn in Form von Philip K. Dick. Zwei Ausgaben von Blade Runner, aka Träumen Roboter von elektrischen Schafen, aka Träumen Androiden von elektrischen Schafe (Originaltitel: Do Androids dream of electric Sheep) in Hardcover, zwei Ausgaben des Buches als Taschenbuch, sowie eine deutsche wie eine amerikanische Ausgabe von Eine andere Welt, Originaltitel Flow my Tears, the Policeman said, im unmittelbaren Vergleich übereinandergelegt.
Philip K. Dick: Blade Runner: Haffmans 1993
Philip K. Dick: Träumen Androiden von elektrischen Schafen, Haffmans 1997 (2. Auflage der vorherigen Ausgabe)
Philip K. Dick: Blade Runner, Heyne (Philip K. Dick Edition) 4. Auflage 2005
Philip K. Dick: Blade Runner, Fischer TOR, 10/2017 (deutlich andere Neuübersetzung als andere Ausgaben)
Philip K. Dick: Eine andere Welt (Philip K. Dick Edition), Heyne 2004
Philip K. Dick: Flow my Tears, the Policeman said, Vitage 1993 (unterhalb der deutschen Ausgabe)
Richtig, es sind nicht alle Ausgaben von Blade Runner am Foto zu sehen.
Hm, ich bin so ungefähr bei Abb. 5 abgeschweift. Jetzt ist dieser Beitrag viel länger geworden, als ursprünglich gedacht. Nun, ich hoffe, es war trotzdem ein Lesevergnügen. Vielen Dank, wenn ihr bis hierher durchgehalten habt. Ihr seid am Ende dieses Beitrags angelangt.
J.
Der Beitrag [EIGENE WERKE]: Buchformate im Vergleich 2 erschien am 15.04.2022 auf JohnAysa.net …