Die etwas unscharfe Überschrift fragt nach, ob es eine sinnvolle Sache ist, wenn man Themenbücher schreibt, also Bücher für bestimmte Anlässe. Sprich, das alljährliche Weihnachtsbuch, wie es zu hunderten auf den Markt geschmissen wird. Oder eine Sammlung von Oster-Geschichten, oder ein Ferienbuch, und und und. Service oder Anbiederung, Konvention oder Kunden-Nötigung.
Das Buch zum Feiertag?
Den Ideen für die passenden Anlässe sind nahezu keine Grenzen gesetzt. So lange man interessante Geschichten zu erzählen vermag, kann es auch das tägliche Buch zum Namenstag sein. Das Gedankenspiel zu dem Thema wirft eine paar Fragen auf und gibt relativ wenige klaren Antworten.
Die Frage, ob es Sinn macht, ist wieder einmal eine jener Fragen, die ein klares jein zur Antwort haben. Denn das Unterfangen hat mit erstens der Erwartungshaltung der eigenen Leserschaft zu tun und der Frage, ob sich das finanziell auszahlt. Frage Nummer zwei lässt sich so beantworten: Für den Verlagsautor, der vertraglich zu solch einem Buch verpflichtet ist, oder der mit seinem Agenten Rücksprache hält, stellt sich diese Überlegung nur am Rande. Für den Indie-Autor ist es hingegen eine interessante Frage, so wie jedes Buch.
Offensichtliches zuerst. Ein Anlass-Buch wird sich mehr oder weniger nur zu diesem Anlass verkaufen. Damit ist schon einmal absehbar, dass das Buch zu 90 Prozent seinen Umsatz rund um ein bestimmtes Datum macht und sonst links liegen bleibt. Ist es ein Seller, reicht das unter Umständen schon, um in die schwarzen Zahlen zu kommen.
Wenn nicht, kann es einige Jahre dauern, bis die Kosten wieder drinnen sind. Kann und will ich mir das leisten? Die Antwort darauf: Was kostet das Buch? Wie dringend muss es seine Kosten einspielen, bestenfalls sogar ein Plus schaffen? Kann ich es als Abschreibposten nützen? Ist es eine Investition? Darf ich mir eine Umwegrentabilität erwarten? Kann ich einen Reinfall verkraften?
Ein Themenbuch ist sowohl der Versuch, aus einem bestimmten Anlass Profit zu erwirtschaften wie es zugleich auch ein Servicebuch für die Leserschaft darstellt – zynisch ausgedrückt ist es in manchen Fällen wohl auch Anbiederung.
Ja oder nein? Ja oder nein?
Will ich das oder nicht? Kann ich das oder nicht? Lohnt sich das oder nicht? Erwartet meine Leserschaft das oder nicht? Und wenn ja, habe ich sie mir so gezüchtet oder ist es ein genrebedingtes Erwarten eines Themenbuches?
Dann kommt natürlich auch die Frage nach dem Inhalt ins Spiel. Erfülle ich die Konventionen und liefere die erwartbaren Klischees, die es bei solchen Themenbüchern gibt? Das kann ganz schlimm ins Auge gehen, wenn man nicht sattelfest im Umgang mit Kitsch, Komödie und Tragik ist.
Oder versuche ich es völlig anders herum und unterlaufe die Erwartungen? Das klingt, wenn es gut gemacht ist, nach viel Spaß. Kann einige neue Leser bringen, wobei ein stilsicherer Umgang mit den Konventionen genau dasselbe bewirken mag. Es läuft, wie so oft, auf persönliche Vorlieben hinaus.
Ob ein Zombie-Buch für Allerheiligen eine gute Idee ist? Nicht, wenn ich es am Eingang zum Friedhof im eigenen Buchladen an Mann und Frau verkaufen will. Sonstige Verkaufsplattformen könnten hingegen einiges von dem Buch an eine Leserschaft absetzen, die einen Sinn für diese Art von makabrem Humor haben. Und was die Sache mit Ostern und den Eiern angeht … das ist eine reine Geschmacksfrage.
Manchmal ist es eine sehr lästige Angelegenheit, sich nicht auf fixe Antworten stützen zu können, nicht auf fixe Regeln und Vorgaben, auf erfolgversprechende Strategien, sondern eigene Wege durch das Dickicht finden zu müssen, durch das man auf verschiedene Weise gelangen kann. Aber das ist zugleich auch der Reiz dieser Profession.
Nur zur Orientierung: Stephen King hat kein Weihnachtsbuch geschrieben, obwohl ein guter King sowas wie Weihnachten sein kann. John Grisham hingegen hat sehr wohl den Markt gezielt bedient. Beide Autoren sind mitnichten auf den Erfolg eines solchen Titels angewiesen.
Und das Ergebnis?
Hilft das jetzt weiter? Vermutlich nicht, es zeigt bloß, dass es dafür keine Regeln gibt, kein Handbuch und nicht nur eine Strategie. Von daher bleibt nur, die eigenen Vorlieben in dieser Hinsicht zu ergründen, gegebenenfalls Zeit und Geld zu investieren und die Sache auszuprobieren.
Was mache ich? Hin und her überlegen und mal schauen, ob ich nicht versuchsweise versuche, ein solches Werk auf die Beine zu stellen. Denn vielleicht macht es auch Spaß? Und macht es mir Spaß, dann vielleicht auch meiner Leserschaft. Und jenen, die gezielt nach einem Anlass-Buch Ausschau halten. Oder auch nicht.
Erfahrungswerte? Anmerkungen? Widerspruch?
Nun denn, ich wünsche erfolgreiche Überlegungen und bis ihr wisst, was ihr tut,
schreibt gut!
Gruß, John
Der Beitrag [SCHREIBWERKSTATT]: Buch zum Thema erschien am 20.11.2020 auf JohnAysa.net …