Romasanta – Werwolf von Allariz
Manuel Blanco Romasanta ist Spaniens erster dokumentierter Serienkiller. Die damalige Berichterstattung über ihn wird heute auch als einer der Anfänge der modernen Boulevardpresse angesehen.
Kurzer historischer Überblick
Im Jahre 1809, als Manuel Blanco Romasanta geboren wird, regiert im Vatikan Papst Pius VII. Im Laufe dieses Jahres wird in Schweden Gustav IV. Adolf durch eine Verschwörung von Offizieren entthront und auf Schloss Gripsholm gefangengesetzt.
Am Bergisel in Tirol kapitulieren die Franzosen vor Andreas Hofer. Napoleon Bonaparte schlägt Österreich in der Schlacht von Abensberg und Zar Alexander I. erobert Finnland.
Edgar Allan Poe, Abraham Lincoln und Charles Darwin werden geboren, ebenso William Huntington Russell, Mitbegründer der Geheimgesellschaft Skull & Bones. Joseph Haydn stirbt. In den Vereinigten Staaten von Amerika agiert Thomas Jefferson als Präsident.
Das zerfallende Kolonialreich Spanien wird von Joseph Bonaparte, dem ältesten Bruder von Napoleon, beherrscht. Galicien, zu dieser Zeit noch Königreich (Reino de Galizia), befindet sich am Beginn einer Periode der Rückentwicklung und des Übergangs. Wichtige Industrien wie Gerberei und Eisenproduktion sind im Schrumpfen begriffen.
Ab den 1830er Jahren setzt eine massive Auswanderungswelle ein, vorwiegend nach Argentinien und Brasilien. 1833 schließlich wird das Königreich Galicien aufgelöst und in vier Provinzen aufgeteilt, die direkt der Zentralregierung Spaniens unterstehen.
Der Werwolf als Begleiter der Menschheit
Die Legenden ihrer Zeit beschreiben Wölfe als fremdartige und furchterregende Wesen, von denen nichts Gutes zu erwarten sei. Wölfe werden als schädliche, nachtaktive Tiere angesehen, die Furcht vor Licht haben, sich vor Fackeln schrecken und in der Nacht auf Jagd gehen. Wer-Kreaturen (“wer” als germanisches Wort für Mann bzw. als altenglisches werewulf) sind in verschiedenen Kulturen geläufig.
In Indien gibt es die Wertiger, in Afrika Werleoparden. Der Mythos des Werwolfs reicht weit in die Geschichte zurück. So taucht der in einen Wolf verwandelte Mann bei Ovid in den Metamorphosen auf (8 n.Chr.). Das älteste schriftliche Zeugnis des Werwolf-Mythos ist das Gilgamesch-Epos (die jüngere Fassung ab ca. 1500 v. Chr.).
Der Mythos der »Wer« Kreaturen ist in der westlichen Moderne von der phantastischen Literatur in erotische Fantasien adaptiert und erweitert worden. Auch die Mythologie selbst wurde in der Neuzeit ausgebaut – der Gebissene, der sich selbst in einen Werwolf verwandelt, ist eine solche Modernisierung.
Zurückzuführen ist sie auf den Science Fiction-Autor und Drehbuchautor Curt Siodmak (der durch seinen Roman Donovans Gehirn – Donovans Brain, 1942 – Bekanntschaft erlangte), der diese Verwandlung für den Hollywood-Film Der Wolfsmensch (The Wolf Man, 1941) erdacht hat. Die aus alten, deutschen Volkssagen stammende Idee, einen Werwolf durch eine Silberkugel töten zu können, wurde ebenfalls durch Sidomak populär gemacht.
In der modernen Literatur ist der Roman Der Werwolf von Paris (1933) von Guy Endore der Werwolf-Roman schlechthin.
Lykanthropie kann als Wahnsymptom u.a. bei schizophrenen Psychosen auftreten – klinische Lykanthropie.
Der Wolf selbst, im keltischen Glauben tief verankert, wird im Zuge der Christianisierung verdrängt und verübelt. So wie aus den keltischen Menhiren die Cruceiros werden, indem man einfach ein Kreuz darauf platziert, so legt sich das Christentum über eine Vielzahl örtlicher Gebräuche, über das Geistesleben der Galicier und übernimmt die Herrschaft über den Glauben. Die Kirche kontrolliert heidnische Gebräuche und Magie mittels Prozessionen und Exorzismen. Sie agiert quasi parasitär, indem sie sich Riten und Symbole aneignet, die ihr nützlich erscheinen. Was sie nicht braucht, wird verdammt. Das entspricht den üblichen Vorgehensweisen erobernder Mächte.
Zur Zeit von Romasantas Geburt untersteht die galicische Kirche Pater Feijoo, später dem im März 1816 aufgrund politischer Gegebenheiten dem in pectore (unter Geheimhaltung) ernannten Kardinal Quevedo.
Vom Kind zum Witwer
Es gab drei Formen der Gewalt, die in Portugal und Galicien vorherrschend waren. Die Gewalt innerhalb der Famile, die Verbrechen zwischen Familien und schliesslich die Gewalt in der Gemeinde. In den Geschichten, die man sich dort erzählte, spielte der Wolf oft eine bedeutende Rolle. Werwölfe waren Menschen, die wegen eines Fluches zum Tier wurden. Sie waren am 24. Dezember zur Welt gekommen oder das siebte oder neunte Kind eines Vaters, der nur Söhne hatte.
Am 18. November 1809 kommt in Regueiro, in der Provinz Ourense, Manuel Blanco Romasanta als siebter Sohn seines Vaters Miguel und seiner Mutter Maria zur Welt. Er wird noch am selben Tag getauft. Der Priester, der ihn ins Taufbuch einträgt, Juan Blanco, wird ihn lesen und schreiben lehren. Manuel wird in Santa Baia unterrichtet, als »Manuela« Blanco Romasanta in der Schule angemeldet. Um dem Fluch des siebten Sohnes zu entgehen? Wie damals üblich, wird die Rolle der Kirche bei seiner Erziehung dominierend sein. Juan Blanco lässt ihm die hohe Bildung eines Pfarrers angedeihen.
Wie kann man sich die Kindheit von Romasanta vorstellen? Regueiro ist ein kleines, zwischen Wälder und Felder geducktes Dorf. Steinhäuser mit kleinen Fenstern, dahinter kleine, stets im Dämmerlicht liegende Räume. Wände und Dächer sind aus Basaltschiefer gefertigt, grob und stabil. Die Gassen von Regueiro sind eng und verwinkelt, die gestampfte Erde bei Regen schlammig und rutschig. Die Kinder spielen zwischen den kleinen Scheunen, gedrungenen Häusern und im Schatten von Bäumen. Manuel wird in der Pfarre unterrichtet, lernt zu Stricken. Generell gehören die Männer Galiciens zu den gebildetsten Spaniern, während die Frauen zu über 99 Prozent Analphabetinnen waren.
Manuel Romasanta ist ein kluges Kind, das schnell Lernerfolge erzielt. Er ist handwerklich geschickt, fleißig und zuvorkommend, aber was Frauen anbelangt offenbar ein Feigling. Er ist ein Blender und Täuscher. Er soll einmal gesagt haben, dass 1000 Frauen ihn geliebt hätten, aber dass keine von ihnen wusste, wie sehr er sie alle hasste.
Manuel Blanco Romasanta war nach damaligen Berichten von Medizinern ein gewöhnlich aussehender Mann, kleinwüchsig, was zu seiner Zeit aufgrund von Lebensumständen und Ernährung nichts Ungewöhnliches darstellte. Romasanta ist fest in der Gesellschaft und Kirche verankert, als er am 03.05.1831, im Alter von 22 Jahren, heiratet. Drei Jahre später ist er Witwer und lässt für die Seele seiner Frau 25 Messen von 5 Priestern zelebrieren, etwas, das auf seinen hohen sozialen Status hinweist. Über die Todesursache lassen die erhalten gebliebenen Dokumente keinen Rückschluss zu.
Im Alter von vierundzwanzig Jahren beschließt Romasanta, seinen Reichtum im fahrenden Gewerbe zu suchen. Er beginnt nach Chaves in Portugal zu reisen, eine strategisch bedeutende Stadt, nur zwölf Kilometer hinter der Grenze.Schon zur Zeit der römischen Besatzung waren die Thermalquellen von Chaves bekannt, heute noch ist die Stadt ein bedeutender Kurort.
Dort im Zentrum der Stadt um die Rua Direita, eine schmale, hohe Gasse mit Fassaden in kräftigen Farben, besorgt Romansanta Stoffe und Kleider bei bedeutenden Händlern wie Francisco Morais oder Domingos. Damit ausgestattet reist er durch Galicien, verdient sich so den Spitznamen “Der Verkäufer”. Seine Touren führen ihn durch Leon bis nach Kastilien. Bei Miguel Sardo, einem Händler in Ponferrada, hat er einen Kredit von 600 Reales, ein Zeichen seines Ansehens. Kredite in derartiger Höhe wurden nicht oft zur Verfügung gestellt.
Der Mörder erwacht und versteckt sich
Am 21.08.1843 ermordet er den Gerichtsboten Vicente Fernandez, der bei ihm auftaucht, um Geld, die 600 Reales von Miguel Sardo, zu kassieren. Manuel Blanco Romasanta wird in Abwesenheit des Mordes beschuldigt und zu 10 Jahren Haft verurteilt. Er tritt die Strafe nie an, da es ihm gelingt, mit falschen Papieren ausgestattet, zu entkommen.
Serienmörder werden in den visionären, den missionsorientierten, den hedonistischen und den macht- und kontrollorientierten Typus unterschieden Serienmörder. Sind die Tötungen sexuell motiviert, wird zwischen dem organisierten und dem desorganisierten Serienmörder unterschieden. Romasanta passt beinahe perfekt in das Profil des organisierten Serienmörders. Der organisierte Serienmörder ist gebildet und intelligent, geradlinig, umgänglich und kontrolliert. Er hat üblicherweise eine normale Kindheit gehabt, ist sozial angepasst und reist gerne.
Romasanta taucht in einem entlegenen Landstrich im Gebirge von San Mamede unter, dem Ort Rebordechao, im Zentrum von Ourense. Eine grüne, gebirgige Landschaft, wenige Feldwege, weite Täler. Enge Gassen, urwüchsige Häuser aus grobem Schiefer. Hier begeht er die meisten seiner Morde, hier wird er der “Fettsammler”. Zehn Jahre versteckt er sich an diesem Ort, betet den Rosenkranz, hilft in der Kirche, gliedert sich in die Dorfgemeinschaft ein. Ein beschauliches Leben in wunderschöner Landschaft, aber hart und entbehrungsreich und nicht das, was er eigentlich will.
Seit seiner Kindheit, als er im Dorf die fahrenden Händler aus Leon gesehen hat, drängt es ihn, selber auf Reisen zu sein.Zu seiner Zeit verbreitet sich der überregionale Handel, dringt selbst in abgelegene Dörfer vor. Die Zahl der Märkte auf dem Land steigt, die Gewohnheiten der Bevölkerung ändern sich, Neuerungen halten in den Alltag Einzug. Händler aus Rioja, die sich in Santiago ansiedeln. Basken, die Gerbereien gründen. Händler aus Leon bringen Leinen und damit auch Geld des Adels. Viele Leute, neue Gebräuche, neue Dinge, neues Wissen. Bewegung.
Der organisierte Serienmörder versteckt seine Leichen. Der Tatort ist nicht gleich der Fundort. Er plant, sucht seine Opfer sorgfältig aus, überlegt Alibis. Er verführt seine Opfer, spielt mit ihnen. Er beherrscht das Gespräch, fordert Unterwerfung. Erst vor der eigentlichen Ermordung legt er gewalttätiges, agressives Verhalten an den Tag. Der organisierte Serienmörder wechselt häufig den Wohnsitz und verfolgt aufmerksam die Medienberichte. Er hat kein Problem, Arbeitsplatz und Wohnort zu wechseln, geht meist einer qualifizierten Arbeit nach. Er ist berechnend und ein guter Manipulator des Justizsystems.
Die Gerichtsmediziner jener Zeit fanden, das Romasanta im Grunde freundlich aussah, den Eindruck erweckte, harmlos zu sein, aber schnell aggressiv wurde, wenn er sich aufregte.
Manuel Blanco Romasanta verdient seinen Lebensunterhalt als Hausierer. Auf einer Reise nimmt er seine Kinder mit, erklärt, er wolle sie nach Santander bringen, wo sie eine Anstellung als Bedienstete bekommen hätten. Auf anderen Reisen nimmt er die Geschwister Garcia und ihre Kinder mit, auch nach Santander. Nach und nach sind es mindestens neun Leute, die er mit sich fortlockt, um sie unterwegs an ausgesuchten Stellen umzubringen. Er häutet und zerlegt sie, lässt ihre Reste auf den von Wölfen bevorzugten Wildwechseln zurück, um sich dergestalt der Überreste zu entledigen.
Von der Familie Garcia überlebt einzig die jüngste der Schwestern, Barbara. Wahrscheinlich, weil sie ihn als einzige von Anfang an nicht leiden kann, ihn ablehnt und ihm auch noch misstrauisch gegenüber bleibt, als er ihr Geschenke und Briefe der Geschwister aus Santander mitbringt. Sie traut ihm nicht über den Weg und beginnt, Indizien zu sammeln.
Immer wieder führt sein Weg Romasanta nach Chaves, in die Rua Direita. Auch in die dortige Apotheke, wo er das den Körpern seiner Opfer gestohlene Fett für gutes Geld verkauft. Fett, aus dem der Apotheker nichts ahnend Salben und Arzneien sowie bei den ansässigen Frauen sehr beliebte kosmetische Seife herstellt.
Trotz seiner Vorsicht erweckt Romasanta mit den zahlreichen Arbeitsvermittlungen nach Santander langsam das Misstrauen der Nachbarschaft und taucht in Folge unter, verschwindet nach Folgoso und nennt sich Antonio Gomez aus Nogueira. Unter diesem Namen besorgt er sich einen Pass und folgt jenen Galiciern, die in den Sommermonaten als Erntehelfer in Kastilien Beschäftigung finden.
Am zweiten Juli 1852 wird er von drei Einwohnern aus Laza erkannt, die ihn des Mordes beschuldigen und des merkwürdigen Umstandes, »zu viel« verdient zu haben. Romasanta leugnet und der Richter schickt ihn nach Verin, zurück in die Provinz Ourense, aus der die meisten seiner Opfer stammen. Romasanta beginnt mit der Manipulation der Justiz. Er tritt die Flucht nach vorne an, bedient sich des kirchlichen Beistands und entzieht sich jeder Verantwortung: Er legt ein Geständnis ab, sagt aber aus, dass er die Morde aufgrund eines Fluches beging. Der böse Zauber ist angeblich drei Tage vorher dank Fürsprache der Heiligen Petrus und Paulus verschwunden.
Boulevard
Manuel Blanco Romasanta gibt die Fälschung der Briefe zu. Er schiebt die gesamte Schuld für all seine Untaten auf zwei Wölfe namens Genaro und Antonio, die ihm erschienen seien und zu den Verbrechen gezwungen haben, weil er der siebte Sohn seines Vaters ist. Die Natur dieses von ihm unverschuldeten Umstandes ist sein Fluch. Deshalb ist er selbst zum Wolf geworden und hat unter dem Bann der Wölfe getötet.
Das Geständnis ist eine sich rasch verbreitende Sensation und erschüttert ganz Spanien. In Galicien gibt es einen Werwolf. Für die Dorfbewohner und Bauern ist er der Mann des Fettes, doch die Zeitungen küren ihn zum reißerisch vermarktbaren, sensationellen Werwolf und machen ihn dergestalt berühmt.
Der Prozess findet in Allariz statt. Die Ärzte, auf dem aktuellen Stand des Wissens ihrer Zeit, bezeichnen Romasanta zwar als bösen, aber normalen Menschen. Ein gewisser Dr. Philips, dem Anschein nach ein Professor der Universität von Argel, den Indizien nach aber eher ein Betrüger, beginnt sich in das aufkeimende Medienspektakel einzumischen.
Schon vor Prozessbeginn hat sich die öffentliche Meinung zweigeteilt. Das einfache Volk, die Bauern und Dorfleute, zwischen denen er gelebt hat, sie sprechen vom Fettentzieher. Die Städter hingegen bevorzugen die These vom Werwolf, denn diese stimmt mit einigen der obskureren Theorien der ihnen bekannten Wissenschaft überein. Hauptanklägerin des Prozesses ist Barbara Garcia, die überlebende Schwester, deren Starrsinn und Misstrauen Romasanta erst überführt haben. Sie verkörpert die Meinung des Volkes gegenüber den Akademikern und Gebildeten.
Auch die Kirche mischt selbstverständlich mit. Eine derartige Chance auf breitenwirksame Aufmerksamkeit kann sie sich nicht entgehen lassen. Don Pedro Cid, der Pfarrer von Rebordechao, bestätigt die Geschichte von Romasanta. Er behauptet, dass Manuel Blanco Romasanta ein guter Christ sei, der seine kirchlichen Pflichten stets erfüllt hätte. Folglich kann er nur wegen eines Fluches oder gar teuflischer Einflüsse wegen diese grausamen Taten begangen haben. Auch der Anwalt des Angeklagten fährt alles auf, was er an Möglichkeiten zur Verteidigung seines Mandanten zur Verfügung hat.
Romasanta selbst erzählt selbstverständlich jedes noch so kleine Detail seiner Verwandlungen von Mensch zu Wolf und zurück von Wolf zu Mensch. Schließlich hat er diese grauenhaften Vorgänge am eigenen Leib erfahren. Er hält auch bei der Rekonstruktion der Taten kein noch so schauriges Detail zurück.
Der Prozess wird von einer Medienkampagne begleitet, die sich hinter die pseudowissenschaftlichen Theorien des Werwolfs stellt und die Bauern und Dorfbewohner als ungebildet und ignorant diskreditiert. Auch die Ideen des dubiosen Dr. Philips, der selbst nie beim Prozess in Erscheinung tritt, werden übernommen. Dieser erklärt Romasanta für schwer krank und fordert seine sofortige Entlassung aus der Haft. Dr. Philips schreibt einen Brief an die spanische Königin. Ob sich Romasanta des gewaltigen Interesses an seiner Person bewusst war und was, ob er überhaupt darüber nachdachte, darüber gibt es keine Aufzeichnungen.
Königin Isabella II. war 1833 im Alter von zwei Jahren Monarchin und 1843 für majorenn (mündig) erklärt worden. Sie heiratete 1846, mit sechzehn, gegen ihren Willen ihren Vetter Francisco de Asis. Ihre Regentschaft war von Intrigen, innenpolitischen Auseinandersetzungen und Ehestreitigkeiten gekennzeichnet. Erstaunlicherweise schaffte es der Brief von Dr. Philips tatsächlich bis zur Königin. Diese erlies einen Befehl, wonach es kein Todesurteil ohne ihre Einwilligung geben könne.
Prozess und Verurteilung fanden 1853 statt – Tod durch die Garrotte lautete das Urteil. 1854 wurde er in das Gefängnis von Celanova überstellt (eine Zeit lang galten auch die Gefängnisse von Allariz und der Castillo de San Anton als möglich), wo sich nach einigen Monaten Aufenthalt die Spuren von Manuel Blanco Romasanta verlieren. Eine Hinrichtung hatte es nie gegeben. Die Umstände seines Todes sind nicht bekannt. Erschossen durch einen Wärter, der seine Verwandlung sehen wollte oder Darmkrebs oder eine andere Krankheit gelten als die wahrscheinlichsten Todesursachen.
Geblieben sind die eher spärlichen Aufzeichnungen um den einzigen Serienkiller, der allen Ernstes als Werwolf in die Kriminalgeschichte einging und außerhalb Spaniens goßteils in Vergessenheit geriet.
Im Jahr 1853, im Oktober beginnt mit dem Krimkrieg der erste modern geführte Stellungskrieg. Im selben Jahr werden Vincent van Gogh, Cecil Rhodes und Oskar Panizza geboren, es stirbt Christian Doppler und die neue Pinakothek München wird gegründet.
1854 wird in den Vereinigten Staaten die Republikanische Partei gegründet. In Österreich wird die Semmeringbahn für den Personentransport freigegeben – die erste normalspurige Gebirgsbahn der Welt. Franz Joseph I. von Habsburg-Lothringen heiratet seine Cousine Elisabeth Amalie Eugenie (Sissi), Herzogin in Bayern.
Appendix
Verwendete Quellen:
Die biographischen Daten über Romasanta stützen sich zum größten Teil auf die 2004 entstandene Dokumentation von Alfredo Conde (nur in spanisch, mit Untertiteln). Conde ist Nachfahre eines der in den Fall verwickelten Doktoren. Die Dokumentation von Conde wird vom Autor als Erste und vielleicht akkurateste Quelle für Informationen angesehen.
Widersprüchlich scheint vor allem die Frühzeit zu sein. Während Conde darüber berichtet, dass Manuel als Mädchen aufgezogen wurde, gehen andere Quellen davon aus, dass das keine bewusste Entscheidung war, sondern dass erst im Alter von sechs Jahren entdeckt wurde, dass er ein Junge sei – eine Folge von Missbildungen. Festzustellen, inwieweit welche Version stimmig ist, entzieht sich den gegebenen Möglichkeiten des Autors.
— Historycollection … deren Informationen decken sich in einigen Details nicht mit der Dokumentation von Conde
— Murderpedia … enthält Details, vor allem zu den Opfern, die anderswo nicht verzeichnet sind.
— The Lineup …
— Ergänzende Informationen Wikipedia (deutsch, inhaltlich abweichend englisch)
Aufstellung von Werwolf-Romanen (englischsprachig):
– bei Werewolfbook.com … (inzwischen offline)
– bei Goodreads (746 Bücher) …
Die IMDb kennt 996 Filme mit mehr oder weniger umfangreichen Werwolf-Bezug. Eine ebenfalls informative Übersicht bietet diese Aufstellung in der Wikipedia.
Höhepunkte (subjektiver Eindruck) zum Beispiel wären:
— The Company of Wolves (Zeit der Wölfe); UK 1984, B+R: Neil Jordan; LV: Angela Carter, Gebrüder Grimm
— An American Werewolf in London; USA/UK 1981, B+R: John Landis
— The Howling (Das Tier); USA 1981, LV: Gary Brandner; B: John Sayles; R: Joe Dante; D: Dee Wallace, Patrick Macnee
— The Wolf Man; USA 1941, B: Curt Siodmak; R: George Waggner; D: Lon Chaney, Claude Rains, Bela Lugosi
— Wolf; USA 1994, B: Jim Harrison; R: Mike Nichols; D: Jack Nicholson, Michelle Pfeiffer, James Spader
— Ginger Snaps; CAN 2000, R: John Fawcett; D: Emily Perkins, Katherine Isabelle
— Romasanta; ES 2004, R: Paco Plaza; D: Julian Sands, Elsa Pataky
— Dog Soldiers; UK 2002, B+R: Neil Marshall; D: Sean Pertwee
— Der Werwolf von Tarker Mills; USA 1986, LV: Stephen King, R: Daniel Attias, D: Gary Busey
— Underworld; USA 2003, R: Len Wiseman; D: Kate Beckinsale, Scott Speedman, Bill Nighy
— Wolfen; USA 1981 LV: Whitley Strieber R: Michael Wadleigh; D: Albert Finney, Diana Venora, Edward James Olmos
— Der Pakt der Wölfe; FR 2001; R: Christophe Gans, D: Samuel Le Bhian, Vincent Cassel, Monica Bellucci, Marc Dacascos
— Penny Dreadful; USA 2014-2016; R: div; D: Eva Green, Timothy Dalton, Josh Hartnett
Bekannte Persönlichkeiten mit galicischen Wurzeln:
— Camilo Jose Cela, Schriftsteller
— Gonzalo Torrente Ballester, Schriftsteller
— Julio Iglesias, Schnulzensänger (Vater aus Galicien), Vater von Enrique Iglesias
— Francisco Franco, Diktator (geboren in Galicien)
— Fidel Castro, Diktator (Vater kubanischer Emigrant aus Galicien)
Sonstige Assoziationen mit dem Begriff Werwolf:
— NS-Organisation Werwolf – siehe Wikipedia
— Deutsche Rechtsrock-Band Werwolf
— Österreichische Black-Metal-Band Werwolf
— Theaterstück von Rainer Werner Fassbinder
— Ein genereller Überblick über Werwolf-Fiction (Film, Literatur, Games, etc…)
— Ein genereller Überblick über Mordserien und Serienmörder …
Titelbild (Werwolf, Lucas Cranach, Holzschnitt 1512) gemeinfrei … (Wikipedia)
Der Text wurde ursprünglich 11/2013 verfasst und in gekürzter Fassung veröffentlicht. Korrekturen und Überaarbeitungen 07/2016 sowie 03/2020.
Letzte Überarbeitung, Korrektur und Ergänzung: 10/2024
Dieser Beitrag wird in unregelmäßigen Abständen durchgesehen und, wo nötig, ergänzt und korrigiert.
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