Eigentlich war dieser Beitrag vom ersten Gedanken her als Gejammer über die Knappheit der Zeit gedacht. Ich bin eigentlich eher umgänglich, wenn ich genügend Zeit habe, um Schreiben zu können. Die Bereiche, wo ich unleidlich werde, dazu gehört ausgeprägter Lärm in den eigenen vier Wänden, sind ein anderes Thema, über das wir uns gern bei Gelegenheit mal unterhalten können.
Also, ich wollte über den ausgeprägten Mangel an Zeit klagen, der diese Woche mein Dasein beherrscht. Durchaus legitim, hat meine Frau heute ihre letzten Diplomprüfungen, ist die letzten Tage ausgeprägt nervös deswegen gewesen und wird für ein paar Tage fort sein, um zu feiern und die vergangenen drei Jahre Plackerei und zeitweise extremen Stress abzuschütteln. Schreibtechnisch ist das für mich natürlich nicht so toll, aber hey, den Dipl. Soz. Päd. macht man nur einmal. Also kein Thema, ich muss zurückstehen.
Auch hat mir die extreme Schwüle der letzten Tage zugesetzt und sich im Kopf niedergeschlagen, der mir entsprechend wehgetan hat. Der Brot-Job fordert seine Zeit und am Freitag Nachmittag ein Kindergartenfest, zu dem ich den kleinen Mann begleiten muss. Schwiegermutter, die diese Tage zur Unterstützung gekommen ist, reist am Samstag ab, sobald ich aus der Arbeit heimkomme und damit bleibt vielleicht am Samstag Abend Zeit, etwas zu tun. Und so nagen die Zeitfresser an all den Minuten und Stunden, die man schreibend verbringen müsste, weil der Projektstau doch groß ist und eine monströse, länger bindende Sache auch noch dazugekommen ist. Aus dieser Perspektive ist die Woche schreibtechnisch ein Totalverlust. Ab nächster Woche sollte sich dann langsam wieder ein – neuer – Rhythmus in den Alltag einschleichen und das Schreiben wieder seine Zeit bekommen.
Der Zeitplan – die variable Konstante des Chaos
Ich bin beim Schreiben hinerher – SHE 4 schreitet langsamer voran als ursprünglich geplant, da der Schreibstil etwas aufwändiger ist als es in den vorigen Büchern der Fall war*. Literarisch ist es das anspruchvollste Buch der Serie, inhaltlich hoffentlich das komplexeste. Ich habe noch ein paar weitere Texte im Schreibprogramm offen, die alle ebenfalls jetzt und auf der Stelle bearbeitet werden wollen. Ich möchte schon seit längerer Zeit viel öfter Beiträge zum Thema Schreiben posten, neben den anderen Dingen, die ich gelegentlich online stelle (In diesem Zusammenhang, liebe Autorenkollegen: Vergesst nicht, die eigene Website ordentlich in Form zu halten!). Hier muss die Frequenz regelmäßiger werden. Ich bin in ein extrem herausforderndes Verlagsprojekt eingebunden, das zum Start über zwei Jahre gehen wird und enorme Schreibdisziplin erfordert. Dazu ein eigenes Posting in Kürze. Und daneben müssen auch all die anderen lästigen Dinge funktionieren, die man gemeinhin unter den Begriffen Leben und Alltag kennt. Also, Familie, Brot-Job und all diese Dinge.
Zeitfresser sind immer ein Thema. Selbst wenn man plant und im Wissen, was auf einen zukommt, können sie zuschlagen und dir einen Strich durch die Rechnung machen. Jammern ist dann die sinnloseste Option. Pragmatismus ist angesagt. Wie knapp Zeit werden kann, wissen viele Schreibende. Es ist immer wieder interessant zu sehen, wie sehr sich Planungen von ihrer Umsetzung unterscheiden, sobald ein nur schwer berechenbarer Faktor Mensch hinzugefügt wird.
Und – diese Zeitfresserei ist bei weitem nicht auf Autoren reduziert, meine Güte, nein. Jeder und alles stößt irgendwann auf dieses Phänomen. Das ist nur eine Frage der Zeit. Von ausschlaggebender Bedeutung ist eigentlich einzig, das man damit vernünftig umgehen kann und weiß, ob und wie man solche Ausfälle an verfügbarer Zeit ersetzen oder einarbeiten kann. Oder ob die Notwendigkeit dazu überhaupt besteht. Hat man genug vorgearbeitet und sich so eine Zeitreserve geschaffen – für genau solche Fälle? Oder ist von Haus aus der Rahmen so gesteckt gewesen, um solche Zeiten abzufedern.
Wie man das regelt, muss jeder für sich ausmachen. Hauptsache, man weiß, dass jederzeit ein völlig unerwarteter Zeitfresser auf den Plan treten kann.
*J.A. Konrath, auch als Jack Kilborn bekannt, Thrillerautor, Selfpublisher und einer, der vor keinem Experiment beim Schreiben und Publizieren zurückschreckt, hat in einem Beitrag brutalstes Teasing betrieben. Er hat, kurz gesagt, behauptet, einen neuen Schreibstil entwickelt zu haben, der das verfassen von Büchern einfacher macht. Was genau das sein soll – es hat mit der Interpunktion zu tun – soll man in seiner Duologie der neuen Romane nachlesen.
Dabei geht der Mann in seiner Selbstüberzeugung so weit, dass er das erste Buch völlig gratis anbietet. Er behauptet auch, dass das, was er getan hat, sehr polarisierend sein wird. Damit hat er mich an der Angel. Das Schreiben vereinfachen? Mal lesen … Konrath als Ratgeber in Sachen Self-Publishing ist übrigens generell lesenswert – der Mann hat drei Millionen Bücher verkauft, also kann man sagen, er weiß, was wer tut.
Der Beitrag [TIMEWARP]: Verschwundene Zeit erschien am 12.06.2019 auf JohnAysa.net …
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